Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff

„Ich war noch niemals in New York“ noch bis zum 9. Oktober in Bremen

Lieder wie „Siebzehn Jahr, blondes Haar“, „Mit 66 Jahren“ oder „Griechischer Wein“ – sie alle sind Klassiker des 2014 verstorbenen Udo Jürgens. Vor über zehn Jahren ist die Idee entstanden, ein Musical mit seinen größten Hits auf die Bühne zu bringen. Nach der Uraufführung 2007 im Operettenhaus in Hamburg und längeren Aufenthalten in verschiedenen Städten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Japan, ist das Stück nun auf Tournee und macht Halt in Bremen.

Von Lisa Urlbauer

Träume, Sehnsüchte und die weite Welt

Lisa ist erfolgreiche Fernsehjournalistin mit einer eigenen TV-Show. Ihr Traum: der deutsche Fernsehpreis. Währenddessen lebt ihre Mutter Maria nach einer OP im Altenheim und sehnt sich weit weg – am liebsten nach New York, um unter der Freiheitsstatue ihren Freund Otto zu heiraten. Gemeinsam setzen die beiden ihre Pläne in die Realität um und steigen auf ein Kreuzfahrtschiff mit Kurs auf Amerika – denn: Sie waren noch niemals in New York.
Zusammen mit ihren Arbeitskollegen Costa und Fred – ein Pärchen, das sein Glück bereits gefunden hat – versucht Lisa ihre Mutter aufzuhalten und trifft dabei auf Ottos Sohn Axel und dessen Kind Florian. Komplikationen und große Gefühle vorprogrammiert. Zwischen Hochzeitssuiten, tanzenden Matrosen und menschenleeren Decks erreichen die Verwicklungen der drei Generationen auf hoher See dann ihren Höhepunkt.

Musikalische Klassiker, zeitgemäßer Witz und moderne Bühnentechnik

Vom Fernsehstudio und dem Altenheim, über das Reisebüro und das Kreuzfahrtschiff bis an den Times Square und zur Freiheitsstatue: Jedes einzelne Bühnenbild punktet mit einer detailgetreuen Umsetzung – und nimmt das Publikum gleich mit auf Reisen. Besonders beeindruckend: die technische Ausstattung des Stücks. Der endlose Horizont oder die Straßen Manhattans – kein statischer Hintergrund, sondern eine Leinwand mit Bewegtbildern, die für viel Lebendigkeit sorgt.
Gestrickt ist die Handlung um 20 Hits von Udo Jürgens – mit pointierten Dialogen, überzeichneten Klischees und versteckten Lachern für die ganze Familie. Eine Geschichte, die nah am Leben des Besuchers spielt und zeitgemäß umgesetzt worden ist. Auch die Darsteller überzeugen mit Tanz und Gesang. Besonders Sarah Schütz in der Rolle der Lisa Wartberg sorgt mit ihrer enormen Stimmgewalt mehrfach für Gänsehaut Momente.

Eine umjubelte Premiere

Auftakt des dreiwöchigen Gastspiels im Musical Theater ist am vergangenen Sonntag gewesen – mit einer fulminanten Premiere. Spätestens bei „Griechischer Wein“ hat das Publikum in allen Ecken des Saals mitgesummt, geklatscht und gejubelt. Nach über zweieinhalb Stunden hat es dann niemanden mehr auf dem Sitz gehalten: Von stehender Ouvertüre begleitet, haben die Musical-Darsteller nochmal ein Medley der größten Hits präsentiert, ehe sie sich von der Bühne verabschiedet haben.
Ein Stück, das mitreißt, gute Laune macht und einen für kurze Zeit alles vergessen lässt – bis auf die sehr hohen Ticketpreise. Selbst der Studentenrabatt macht dabei kaum einen Unterschied, leider.

Spielplan und Tickets gibt es hier

Titelbild: Semmel Concerts

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