Interview mit André Hötzer

In seinem Buch „Das Schmetterlingsprinzip“ erzählt André Hötzer auf einfühlsame Weise die Geschichte der Protagonistin Marie, die bei einem Autounfall ihre Eltern verloren hat. Dabei widmet er sich der Frage, wie man trauernden Kindern helfen kann, mit dem Schmerz umzugehen und bietet dabei Möglichkeiten mit dem schwierigen Thema „Tod“ umzugehen. Im Interview erzählt er von seinen Beweggründen sich diesem Thema zu widmen.

Foto: André Hötzer

Das Interview führte Vanessa Paul                                                                    

ScheinWerfer: Wer ist André Hötzer?  Beschreiben Sie sich doch mal kurz.

Ich bin ein selbstständiger Unternehmer, offen für Neues, kreativ, optimistisch und ich hinterfrage gerne Dinge.

ScheinWerfer: Seit wann schreiben Sie und wie sind Sie auf die Idee gekommen ein Buch zu veröffentlichen?

Das ist meine erste Schreiberfahrung. Ich bin dem Thema immer wieder in meinem Umfeld begegnet und habe gesehen, wie die Leute darunter gelitten haben. Da stellten sich die Fragen, warum wir so stark und lange leiden und wie man anders damit umgehen könnte.

ScheinWerfer: Von der Idee zum Buch ist es meistens ein langer Weg.  Im Vorwort haben Sie bereits erwähnt, dass es weitaus länger gedauert hat, das Buch zu schreiben, als Sie geplant hatten. Wie lange hat es denn gedauert?

Insgesamt hat es drei Jahre gedauert, da es immer wieder Unterbrechungen durch die Arbeit gab.

ScheinWerfer: Was für ein Schreibtyp sind Sie und haben Sie eine bestimmte Tageszeit oder einen Ort, an dem Sie am liebsten schreiben?

Zum Schreibtyp kann ich sagen, dass bei mir das Meiste im Schreibprozess entsteht. Geschrieben habe ich am liebsten in meinem Büro, da ich dort die nötige Ruhe hatte. Eine favorisierte Tageszeit gab es nicht. Wegen der Arbeit habe ich meistens abends, aber auch am Wochenende geschrieben

ScheinWerfer: Lesen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Das ist eine gute Frage. Viele wissen nicht, dass ich Legastheniker bin und deshalb als Kind eigentlich gar keine Bücher gelesen habe, höchstens mal einen Comic. Erst mit Mitte 30 habe ich durch meine Mutter angefangen ein Buch zu lesen. Dann habe ich innerhalb von fünf Jahren 300 Bücher gelesen. Jetzt hat sich das ganze wieder beruhigt und ich lese nur noch ab und zu. Man kann mich also nicht als regelmäßigen Leser bezeichnen.

ScheinWerfer: Was macht für Sie ein wirklich gutes Buch aus?

Dafür sollte man zunächst unterscheiden, welchen Zweck das Buch erfüllen soll. Soll es mich nur unterhalten oder soll ich auch einen Nutzen daraus ziehen können. Für mich ist es immer schön, wenn ein Buch zum Nachdenken anregt und auch wenn es fesselnd und spanend geschrieben ist.

ScheinWerfer: Wollten Sie von Anfang an ein Kinderbuch schreiben?

Nein. Die Grundidee war es, ein Buch für Erwachsene zu schreiben, aber ich dachte mir dass die wenigsten Erwachsenen freiwillig ein Buch mit dieser Thematik lesen würden. Deshalb hab ich ein Kinderbuch geschrieben, das Erwachsene mit ihren Kindern lesen und ihnen erklären können.

ScheinWerfer: Welchen Lesern würden Sie Ihr Buch empfehlen?

Ich würde sagen das Buch kann man mit acht bis zwölf Jahren lesen, es ist aber nicht nur auf Kinder beschränkt. Auch als erwachsener, kritisch denkender, Mensch kann es zum Nachdenken anregen.

ScheinWerfer: Beschreiben Sie ihr Buch in drei Worten.

Emotional. Hilfreich. Gefühlvoll.

ScheinWerfer: Sie schreiben, dass Sie sich seit klein auf mit dem Thema Tod beschäftigt haben, und Angst vor dem Tod hatten. Was glauben Sie, woher kommt diese Angst vor dem Tod?

Man bekommt das Thema „Tod“ als Kind sehr früh, zum Beispiel durch Todesfälle innerhalb der Familie, aber auch durch die Nachrichten, mit. Dann stellt man fest, dass die Erwachsenen entsetzt sind und bekommt Angst. Ein Kind hat ja auch nicht von Anfang an Angst vor Spinnen, aber wenn es sieht, wie die Mutter schreit, sobald eine Spinne auftaucht, dann entsteht auch beim Kind Angst. Als Kind bekommt man die Traurigkeit der Erwachsenen mit und stellt den Zusammenhang her, dass, wenn jemand stirbt, alle traurig sind, also muss der Tod etwas Schlimmes sein. Da spielt sicher auch die Kultur eine Rolle. Woanders wird gefeiert, wenn ein Mensch stirbt, weil man sich sicher ist, dass er wiedergeboren wird. Auch die Kirche hat die Angst vor dem Tod befeuert, dadurch, dass den Menschen im Mittelalter Angst vor der Hölle gemacht wurde.

ScheinWerfer: Sind Sie der Meinung, dass mit Kindern zu wenig über das Thema Tod geredet wird? Es gibt eine Stelle in Ihrem Buch, wo Marie auf ihre Mitschüler trifft und diese zum Thema Tod fragt. Keines der Kinder kann ihr eine Antwort geben, obwohl sich die meisten ähnliche Fragen bereits gestellt haben.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mit Kindern am liebsten gar nicht über das Thema geredet wird. Die Eltern wissen oft selbst nicht, wie sie damit umgehen sollen und was man den Kindern erzählen soll. Man möchte dem Kind nichts Falsches erzählen oder es belügen. Es gibt oft den Gedanken, dass man die Kinder schützen muss vor diesem Thema und deshalb wird es oftmals gar nicht angesprochen.

ScheinWerfer: Was für eine Lösung haben Sie für Eltern, die nicht wissen, was sie ihren Kindern erzählen sollen?

Das Thema sollte auf jeden Fall angesprochen werden. Ich hatte eine Lesung in einer Grundschule und die Kinder waren alle begeistert und haben gespannt zugehört. Als Eltern sollte man dem Kind verschiedene Optionen aufzeigen. Das eine Kind kann vielleicht gut mit der Vorstellung leben, dass die Mutter oben auf einer Wolke sitzt und auf es aufpasst, während ein anderes mit diesem Gedanken überhaupt nichts anfangen könnte. Wenn man Kindern die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigt, dann entscheiden sie sich, meiner Erfahrung nach, auch immer für eine schöne Option.

ScheinWerfer: Für welche Option haben Sie persönlich sich denn entschieden?

Ganz ehrlich? (lacht) für gar keine. Ich sehe den Tod mehr als Abenteuer, als etwas Interessantes und Spannendes und gehe mit der Einstellung daran: Mal sehen, was dann kommt.

ScheinWerfer: “Gestern ist Vergangenheit, Morgen ein Geheimnis, aber Heute ist ein Geschenk“ steht auf dem Buchrücken. Glauben Sie, dass sich die Menschen zu oft mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigen, statt das Jetzt zu genießen?

Ja, das denke ich schon. Und das muss ja nicht immer etwas Schlechtes sein. So kann man sich zum Beispiel an schöne Kindheitserfahrungen erinnern oder an den letzten Urlaub. Ich habe allerdings festgestellt, dass man sich bei der Beschäftigung mit der Zukunft oft Sorgen macht, statt sich auf sie zu freuen. Man hat Angst vor der Politik oder vor Krankheiten und hat häufig Vorbehalte, statt sich auf die Zukunft zu freuen.

ScheinWerfer: Welche Tipps haben Sie, um das Jetzt mehr wertzuschätzen?

Man sollte sich das Glück bewusst machen, das man hat. Wir leben hier im richtigen Land und in der richtigen Zeit! Uns ging es noch nie so gut wie heute. Trotzdem fokussieren sich die Menschen auf das Negative: „Ich musste eine Stunde beim Arzt warten.“ Aber man hat die Möglichkeit zum Arzt zu gehen. Genauso wie wir die Möglichkeit haben in den Supermarkt zu gehen und Milch zu kaufen, auch wenn wir uns zu gerne über die steigenden Milchpreise aufregen.

ScheinWerfer: Was kann man in Zukunft von Ihnen erwarten? Ist eine weitere Veröffentlichung in Planung?

Im Moment ist nichts in Planung, aber so ein Buch über die Persönlichkeitsentwicklung oder über das positive und negative Denken würde mich schon reizen. Dann aber nicht als Ratgeber, weil es davon schon mehr als genug gibt. Ich würde das dann wieder in eine Geschichte verpacken, denn ich bin der Meinung, dass man viel mehr erreichen kann, wenn die Emotionen eines Menschen erreicht werden. Und das schafft man mit einer Geschichte.

Vielen Dank für das Interview!

 

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