Studienabschluss – und jetzt?

Im Gespräch mit EU Career Student Ambassador Tabea Georgi

Einige von euch kennen sicher dieses Gefühl: Das Studium neigt sich dem Ende zu und man weiß immer noch nicht genau, wie es danach weitergehen soll. Dabei hat man manche beruflichen Perspektiven vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm.

Wie wäre es zum Beispiel mit einer Karriere bei der EU? Eine Laufbahn als Politiker*in ist nämlich nur eine von vielen Möglichkeiten, die die Europäische Union zu bieten hat. Bei der EU ist für jeden etwas dabei, versichert mir Tabea Georgi im Interview. Neben ihrem Studium ist sie aktuell EU Career Student Ambassador der Uni Bremen.

ScheinWerfer: Tabea, du bist an der Uni Bremen als EU Career Student Ambassador tätig. Was heißt das denn?

Tabea Georgi: EU Careers Ambassador ist ein Projekt, was EPSO, also das European Personal Selection Office, vor sieben Jahren ins Leben gerufen hat, um einen Knotenpunkt zwischen der EU als Arbeitgeber und Studierenden herzustellen. Denn die meisten Karrieremöglichkeiten und Jobangebote gibt es für Hochschulabsolventen. EPSO möchte schon so früh wie möglich Studierenden aufzeigen können, welche Zukunftsperspektiven sie haben. Konkret wird das in Deutschland dann mit Hilfe vom Auswärtigen Amt und der Europäischen Bewegung Deutschlands finanziell und organisatorisch unterstützt, sowie vor Ort an den Universitäten vom Career Service, also hier in dem Fall vom Career Center der Uni Bremen.

ScheinWerfer: Und was sind deine Aufgaben?

Tabea: Ich promote natürlich in erster Linie EU-Karrieren und mache mich selbst  an der Uni bekannt. Denn da es das Projekt noch nicht so lange gibt und es gerade an der Uni Bremen jetzt erst zum zweiten Mal eine EU Karrierebotschafterin gibt, muss ich erst einmal bekannt machen, dass es mich dort als Ansprechperson gibt. Ich versuche dabei in verschiedenen Fachbereichen Kontakte herzustellen. Außerdem bin ich auf Messen mit einem Stand vor Ort und organisiere Veranstaltungen, also Workshops oder Präsentationen, um über Karrieremöglichkeiten zu informieren. Dann pflege ich noch eine Facebook-Seite und biete individuelle Beratung an.

ScheinWerfer: Das klingt relativ zeitintensiv.

Tabea: Es geht eigentlich.  Zeitmanagement ist natürlich sehr wichtig, aber das lernt man auch in dieser Position. Und es muss auf jeden Fall neben dem Studium und neben dem Job möglich sein, diese Position zu übernehmen. Ich bin sehr flexibel  was den Zeitaufwand und auch die Umsetzung meiner Aufgaben betrifft. Wenn ich stressige Uni-Phasen habe, dann ist es auch völlig okay, wenn ich mal weniger Zeit in EU Careers investiere. Und wenn ich die Zeit habe, dann mache ich natürlich mehr. Je mehr Input ich in meine Aufgaben gebe, umso mehr merke ich natürlich, dass das Ganze flüssiger läuft. Aber generell bin ich da sehr freigestellt.

ScheinWerfer: Hast du denn Ansprechpartner, mit denen du dich immer austauschen kannst?

Tabea: Ich habe Ansprechpartner, aber ich arbeite größtenteils selbstständig. Ich habe aber Unterstützung hier vor Ort vom Career Center und dann natürlich von EPSO, vom Auswärtigen Amt und von der Europäischen Bewegung Deutschlands. Das Career Center spricht zum Beispiel Studierende über seinen Verteiler an und unterstützt mich über seine Website. Das heißt, ich habe Ansprechpartner, aber bin dann doch in der Ausführung der Aufgaben sehr auf mich allein gestellt.

ScheinWerfer: Du bist auch Studentin hier an der Uni Bremen. Was machst du denn eigentlich, wenn du kein EU Career Student Ambassador bist? Und wie kam es dann zu der Entscheidung, diese Position zu übernehmen?

Tabea: Eigentlich studiere ich English-Speaking Cultures und Linguistik. Ich bin jetzt am Ende meines Bachelors. Vor einem Jahr habe ich eine Rundmail gesehen, wo nach einem neuen EU Career Student Ambassador an der Uni Bremen gefragt wurde. Ich fand, dass die Aufgaben einfach interessant klangen und ich eigentlich gar nicht so viel  über die EU und über EU-Politik weiß. Gerade als Gesellschafts- oder Sprachwissenschaftlerin ist es auch manchmal ein bisschen unklar, was ich denn eigentlich mit meinem Studium anfangen kann. Und ich habe eben gemerkt, dass es in der EU auch für mich oder für meinen Fachbereich sehr viele Jobmöglichkeiten gibt. Außerdem habe ich gedacht, ich kann, egal welchen Job ich später antrete, schon jetzt Kompetenzen dafür erlernen. Es ist eine spannende Aufgabe und ich finde es wichtig, die EU in die Köpfe der Studierenden zu bringen, sowohl als Union an sich als auch als Arbeitgeber.

ScheinWerfer: Du hattest erwähnt, du bietest auch persönliche Beratung an. Wenn ich jetzt generell Interesse an der EU oder an möglichen beruflichen Perspektiven in der EU habe, was muss ich dann mitbringen? Gibt es da bestimmte Auswahlkriterien?

Tabea: Es gibt einfach sehr sehr viele Arbeitsplätze innerhalb der EU. Es hilft meistens, wenn die Studierenden, die zu mir kommen, schon einmal etwas über sich erzählen: was sie studieren, was sie sich vorstellen und ob sie sich vielleicht schon eine Institution in der EU angeschaut haben, für die sie sich interessieren. Generell gilt aber für die meisten Institutionen, dass man nur EU-Bürger oder Bürgerin sein muss, einen Hochschulabschluss haben muss – nicht immer, aber meistens– und zwei EU-Sprachen sprechen können muss. Und das war es eigentlich schon. Das sind die drei Hauptauswahlkriterien, die man erfüllen sollte, um sich bei der EU auf einen Job zu bewerben.

ScheinWerfer: Also könnte ich prinzipiell aus jedem Fachbereich kommen und würde da trotzdem etwas für mich finden?

Tabea: Ja, auf jeden Fall. Das ist genau das, was ich den Studierenden immer erzähle. Egal was sie gerade studieren oder studiert haben – wirklich Jede und Jeder kann und sollte sich, wenn er oder sie möchte, bei der EU bewerben, sei es für ein Praktikum, für einen Job oder eine Beamtenlaufbahn. Denn es werden wirklich aus allen Studiengängen Menschen benötigt. Innerhalb der Institutionen sind die Aufgabenfelder so breit gefächert, dass sich da niemand denken muss „Weil ich jetzt nicht Politik oder BWL studiere, habe ich da keine Chancen“. Es werden Leute wirklich aus allen Bereichen gebraucht.

ScheinWerfer: Ein halbes Jahr als Ambassador liegt jetzt schon hinter dir. Wie waren denn deine Erfahrungen bisher und was hast du so erlebt?

Tabea: Also ich finde, ich habe ganz schön viel mitgenommen in dieser Zeit bisher. Wie gesagt, ich war vorher weder mit der EU-Politik noch mit der EU als Karrieremöglichkeit vertraut und habe natürlich viel über die Strukturen innerhalb der EU gelernt. Ich habe durch meine Aufgabe gelernt, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten. Ich habe nette Leute kennen gelernt, die auch als Ambassador in Deutschland und in der ganzen EU tätig sind, und konnte Kontakte zu Menschen innerhalb der EU oder beim Auswärtigen Amt und der Europäischen Bewegung Deutschlands knüpfen.

ScheinWerfer: Wie hast du diese Leute kennen gelernt?

Tabea: Wir hatten ein Trainingsseminar in Brüssel für alle EU Career Student Ambassadors. Außerdem wurden alle deutschen EU Career Student Ambassadors noch einmal vom Auswärtigen Amt und von der Europäischen Bewegung Deutschlands nach Berlin eingeladen. An beiden Treffen wurde ich geschult und konnte auch Feedback geben. Dadurch habe ich meine Ansprechpartner kennen gelernt und, vor allem in Brüssel, Menschen kennen gelernt, die selbst bei der EU arbeiten und etwas von ihrer Arbeit erzählt haben.

ScheinWerfer: Nach dem Jahr wirst du wahrscheinlich nach einer Nachfolge für dich suchen, oder?

Tabea: Ja, da ich meinen Bachelor im Sommer abschließen und dann nicht mehr an der Uni sein werde, brauchen wir eine neue Person, die die Aufgabe übernimmt. Deswegen hat gerade die Bewerbungsphase begonnen. Studierende, die Lust auf diese Aufgabe haben, können sich jetzt bewerben. Bei Fragen kann man sich natürlich auch direkt an mich wenden.

ScheinWerfer: Könntest du dir denn mittlerweile auch eine Karriere bei der EU vorstellen?

Tabea: Auf jeden Fall. Ich habe jetzt durch meine Aufgabe gelernt, was es dort für Möglichkeiten gibt und dass es gerade für den Sprachenbereich auch einiges gibt. Ich kann mir mittlerweile auf jeden Fall vorstellen, bei der EU zu arbeiten. Ich hätte auch Lust, erste Erfahrungen durch ein Praktikum zu sammeln, sei es direkt in Brüssel oder beim Auswärtigen Amt, und mich dann eventuell bei EPSO für eine EU-Laufbahn zu bewerben. Also man weiß nie, was kommt.

ScheinWerfer: Für alle, die Interesse haben: Wie kann man dich finden?

Tabea: Ganz wichtig ist die Facebook-Seite „Bremen EU Careers“, wo man Informationen zu Jobausschreibungen  und über meine Veranstaltungen bekommt. Und dann erreicht man mich persönlich per Email über eucareers.unibremen@gmail.com. Alle, die Fragen rund um EU-Karrieren haben oder einen Beratungstermin ausmachen möchten, können sich gerne bei mir melden.

Das Interview führte Laura Acksteiner.

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