Familienfreundliches Theater mit Herz

Im Theater am Goetheplatz wird derzeit das Stück „Tom Sawyer“, inszeniert von John von Düffel und Klaus Schumacher, aufgeführt. Sowohl den großen als auch den kleinen Besuchern ist ein großartiges Schauspiel vor kreativer Kulisse geboten.

Von Jana Böhme

Tom Sawyer – bei dem ein oder anderen kommen bei diesem Namen Kindheitserinnerungen auf. Der Klassiker des US-amerikanischen Autors Mark Twain aus dem Jahr 1876 ist in diversen Neuauflagen erschienen und dient nach wie vor vielen Eltern als Gute-Nacht-Lektüre für ihre Kinder. Die Geschichte, ein Plädoyer an den Mut zur Ehrlichkeit, lässt das kindliche Herz höher schlagen und von eigenen Abenteuern träumen.

Tom lebt mit seiner Tante Molly und seinem Stiefbruder Sid in St. Petersburg, einem beschaulichen Städtchen am Mississippi. Der aufgeweckte Junge drückt nicht gerne die Schulbank, sondern streunt am liebsten draußen mit dem Landstreicher Huckleberry Finn herum. Eigentlich führt Tom das ganz normale Leben eines Kindes, doch durch ungünstige Umstände werden die beiden Jungs Augenzeugen eines Mordes. Mittels Blutsschwur versprechen sie sich, ihr Wissen mit niemandem zu teilen. Der Mord bringt selbstverständlich Unruhe nach St. Petersburg und schließlich soll der unschuldige Tischler Muff Potter für die Tat gehängt werden. Tom und Huck befinden sich in einem Dilemma – sie haben Todesangst ihren Schwur zu brechen, wollen ihren Freund Muff jedoch genauso wenig hängen sehen. Erste Reaktion: Flucht ergreifen! Tom, Huck und ihre Freundin Becky entschließen sich, von nun an Abenteuer als Landstreicher zu erleben – das muss doch sowieso viel angenehmer sein, als sich ständig an die langweiligen Konventionen der Erwachsenen zu halten!

Das klingt nach keinem Happy End. Wie es weiter geht, wird in den knapp 90 Minuten Spielzeit erzählt. Die gesamte Inszenierung wird aus Sicht des Tischlers Muff Potter aufgezogen, der zu Ehren Tom Sawyers und anlässlich seines 10. Geburtstags die Geschehnisse an die Leute bringen möchte. Sowohl die Wortwechsel als auch die Handlung sind durchzogen von Scherzen und Wortspielen, was bei den Zuschauern für den ein oder anderen Lacher sorgt. An wenigen Stellen wirken diese lustigen Einlagen erzwungen – die Anspielungen auf Glühwein und Bratwurst vom Weihnachtsmarkt sind in einer Geschichte aus dem vorletzten Jahrhundert, in dem Menschen noch für ihre Fehltaten gehängt wurden, deplatziert. Neben den Schauspielern nehmen stets drei Musiker mit Geige, Gitarre und Kontrabass am Geschehen teil, die mit ihren überaus gelungenen musikalischen Einlagen für Stimmung sorgen. Besonders nennenswert ist zudem das aufwendige Bühnenbild, das von liebenswürdigen Miniaturausgaben der Gebäude St. Petersburgs über den dunklen Friedhof bis hin zu hängenden Baumästen über dem Mississippi variiert.

Die Inszenierung der Abenteuer Tom Sawyers und Huckleberry Finns ist insgesamt überaus gelungen. Garantiert sind Spannung, Witz und Ohrwürmer für groß und klein. Wer das Buch von Mark Twain noch nicht gelesen hat, wird durch das Theaterstück Appetit auf die Lektüre bekommen – vielleicht ein guter Weihnachtswunsch?

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