Diskriminierung bei der Wohnungssuche?
Vor zwei Monaten führte das Onlineportal uniplaces eine bundesweite Umfrage zur studentischen Wohnsituation durch – mit erschütterndem Ergebnis: Knapp die Hälfte der Studierenden fühlen sich bei der Wohnungssuche benachteiligt.
Von Florian Fabozzi
Die Akademisierung in Deutschland schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran. So sind hierzulande derzeit etwa 2,8 Millionen Personen in Universitäten und Hochschulen immatrikuliert – Tendenz steigend. Eine profitable Situation für die Vermieter, sollte man meinen. Eine Umfrage des Onlineportals „uniplaces“, seines Zeichens für die Vermittlung von Studentenwohnungen zuständig, suggeriert das Gegenteil. Etwa 49% der Studierende fühlen sich in der Wohnungssuche gegenüber Nichtstudierenden benachteiligt.
Heruntergekommene Wohnungen und Vorbehalte
„Den Studierenden werden oft heruntergekommene Wohnungen angeboten, denn mit uns kann man es ja machen“, beklagt sich die Lehramtsstudentin Mia-Sophie Haack. Studierenden laste zudem der Ruf an, unordentlich zu sein, dementsprechend voreingenommen begegnen die Vermieter ihren Interessent*innen. „Männer haben es noch schwerer als Frauen“, mutmaßt Haack, „denn gegenüber männlichen Studenten sind die Vorbehalte noch größer.“
Zunehmend berichten Studierende von einer langwierigen Odyssee mit vielen erfolglosen Besichtigungen. Politikstudent Maximilian Niederstein habe zwar Glück gehabt, schnell eine Wohnung in Bremen gefunden zu haben, kennt aber genügend Gegenbeispiele: „Einer Freundin wurde unzählige Male abgesagt und oftmals bekam sie nicht einmal eine Antwort.“
Es ist nicht davon auszugehen, dass jeder unter den 49% vermeintlich Benachteiligten tatsächlich ungerecht behandelt wird. Alle Studierenden sind sich bewusst, dass der Markt derzeit schlichtweg überlaufen ist. Demnach führt vor allem die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt zu Absagen, die Frustration und schließlich ein Gefühl von ungerechter Behandlung erzeugen.
Die Situation in Bremen
Die Umfrage ergab eklatante regionale Unterschiede. In Saarland haben lediglich 20% Schwierigkeiten eine Unterkunft zur Miete zu finden. In Hamburg beschweren sich dagegen 70% der Befragten über die mühevolle Wohnungssuche. Wie sieht die Lage in Bremen aus?
Ein Viertel der befragten Bremer*innen heben die schnelle Erreichbarkeit der Vermieter lobend hervor. Mia-Sophie Haack kann das nicht bestätigen: „Manchmal muss man ewig warten, bis einem bei Problemen geholfen wird“, erklärt sie. Maximilian Niederstein kritisiert insbesondere das miese Preis-Leistungs-Verhältnis: „Hier in Bremen bezahle ich etwa 400€ für eine winzige Wohnung. In Leipzig hatte ich für einen geringeren Preis viel mehr Platz.“
Ist die Mietsituation in Bremen tatsächlich so miserabel? „Auf keinem Fall“, beteuert Kulturwissenschaftsstudentin Meike Bogmeier., die vorwiegend positive Erfahrungen gemacht hat. Ihr Vermieter sei verlässlich und die Miete erschwinglich. „In Göttingen habe ich viel mehr bezahlt“, so Bogmeier.
Zwar hat sie selbst immerhin zwei Monate gebraucht um eine Unterkunft zu finden, doch sie möchte nicht anderen die Schuld zuschieben. „Manchmal haben wir Studenten einfach zu hohe Ansprüche“, erzählt sie und plädiert für mehr Bescheidenheit.