Going Europe: Die Erasmus-Kolumne #6

Going North: #Stockholm – Schwedisches Leben und die Dunkelheit

Von Annika Papenbrock

“Vitamin D Tabletten, zwei Packungen für den Preis von einer”

Dieser Satz wird einem in jeder schwedischen Apotheke in die Augen springen. Ebenso wie Geschäfte die ausschließlich Lampen und Glühbirnen in jeglichen Variationen verkaufen. Aus Deutscher Perspektive erscheint es einem fraglich, warum in einem kleinen Dorf drei Läden existieren die ausschließlich Lampen verkaufen. “Wie bezahlt der denn seine Miete” schießt da vielen in den Kopf. In Schweden ist es ein glühendes Geschäft. Denn Sonne, und damit Tageslicht und Vitamin D sind ab Oktober schwer zu bekommen.

Sobald die Uhren wieder auf Winterzeit laufen, geht die Sonne um 15:30 unter. Kein Witz! Sonnenaufgang ist um 8 Uhr, was sich im Laufe der Zeit auch immer weiter nach hinten verschiebt. Zur Zeit (Anfang Dezember) ist es um 15 Uhr schwarze Nacht.

Aus der Ferne erschien es mir immer gemütlich, ja sogar romantisch zu sein. Doch nach zwei Monaten mit nicht enden wollender Dunkelheit, schleicht sich ein anderes Bild ein. Kaffee wird der beste Freund, Lampen ebenfalls (erklärt den Boom der Lampengeschäfte) und über Vitamin D Tabletten habe ich auch schon nachgedacht. Jeder Sonnenstrahl der sich dann doch mal in die Gegend verirrt, wird bis zur letzten Sekunde ausgenutzt, auch wenn es draußen eiskalt ist. Wer weiß wann man die Sonne wieder sieht?

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Weihnachtsmarkt in Stockholm. Bild: Annika Papenbrock

An manchen Tagen war ich so müde, dass ich bereits um 17 Uhr ins Bett gehen wollte, bis ich dann erschrocken feststellen musste wie früh es doch noch ist. Netflix wird an den Abenden dann der beste Freund, schließlich will man nicht wie eine 90-jährige Oma noch vor der Tagesschau ins Bett.

In Deutschland haben wir zwar auch mit kürzeren Tagen zu kämpfen, doch wir haben dann doch mehr “Lichtstunden” als sieben Stunden am Tag. Wer nicht in Winterdepressionen verfallen möchte – was dennoch mindestens einen Tag lang passieren wird – der greift zu allerlei Mittel. Eines davon ist der Besuch der Weihnachtsmärkte, welche im Dunkeln eh viel schöner sind, als bei Tageslicht. Auch wenn in Schweden kein Alkohol auf den Weihnachtsmärkten verkauft wird, ja ihr habt richtig gehört, so wärmt der “Glögg” dennoch die Gemüter und die kalten Hände. Der Glögg ist eine Art warmer Apfelsaft, mit zahlreichen Gewürzen verfeinert. Man kann den Glögg natürlich auch mit Alkohol kaufen, doch das nur im Alkoholgeschäft.

Da es natürlich finanziell nicht machbar ist sich jeden Abend auf dem Weihnachtsmarkt oder in der Stadt rumzutreiben, muss man sich andere Mittel und Wege suchen die Dunkelheit zu vertreiben. Kerzen, Lampen, gute Filme, gemeinsame Kochabende sind nur ein paar Ideen wie man sich die dunkle Jahreszeit versüßen kann.

 

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