Zahlen wir Bremer Studierende zu viel?

Ein deutschlandweiter Überblick über die Semesterbeiträge

In den letzten Wochen entbrannte zwischen dem AStA und dem VBN der Streit, ob der Semesterbeitrag für die folgenden Semester erhöht werden soll. Durch den Beschluss, dass der Semesterbeitrag für das kommende Wintersemester unverändert bleibt, hat sich die Diskussion um das Thema zwar zunächst wieder gelegt, trotzdem sind viele Bremer Studierende weiterhin unzufrieden. Es wird beklagt, dass die Kosten für den Semesterbeitrag, und insbesondere für das Semesterticket zu hoch seien. Doch was ist an dieser Kritik dran und wie viel müssen Studierende an anderen Universitäten in Deutschland bezahlen, um mit Bus und Bahn fahren zu dürfen?

Von Bastian Bönisch

„Warum müssen wir denn so viel Geld für unser Semesterticket bezahlen?“ Viele Studierende der Uni Bremen werden sich diese Frage schon einmal gestellt haben, wenn mit Bekannten aus anderen Universitäten über die Semesterbeiträge gesprochen wurde. Während Bremer Studierende dieses Sommersemester 382,67€ überweisen mussten, fällt oft auf, dass Freunde aus anderen Städten einen deutlich geringeren Betrag zahlen, um für das jeweilige Semester zugelassen zu werden. In den letzten Wochen entstand in der Bremer Studierendenschaft eine wachsende Unzufriedenheit mit dem hohen Semesterbeitrag, der zu fast 60% (221,67€) aus den Kosten des Semestertickets besteht. Während der VBN eine Erhöhung des Beitrages beschließen wollte, setzten sich die Asten für eine Senkung des Beitrages ein. Da beide Seiten zu weit auseinander lagen, wurde sich darauf geeinigt, dass der Preis für das Semesterticket nicht geändert werden soll.

Bremen steht nicht allein dar

Bei genauerer Betrachtung der Semesterbeiträge an anderen Universitäten in Deutschland fällt auf, dass die Bremer Universität zwar einen Spitzenplatz in der Tabelle der hohen Semesterbeiträge einnimmt, dort jedoch nicht ohne Konkurrenz steht. In einer Rangliste mit 25 anderen deutschen Universitäten stechen bei den hohen Preisen für den Semesterbeitrag insbesondere die Hannoveraner Universität (409,47€), die Osnabrücker Universität (366,33€) und die Frankfurter Universität (369,89€) neben der Bremer Universität heraus. Auffällig ist jedoch, dass der davon anteilige Beitrag am eigentlichen Semesterticket oft ähnlich hoch ist. In Hannover kostet das Ticket 221,27€, da die Studierenden aus Hannover den gleichen Geltungsbereich wie die Bremer Studierenden haben. In Osnabrück liegt der Beitrag für das Semesterticket bei 200,83€, in Frankfurt bei 216,30€. Die Kritik der Bremer Studierenden ist somit nachvollziehbar, da der Semesterbeitrag an sich im Vergleich zwar nicht der höchste ist, der Preis für das Semesterticket jedoch die Spitzenposition im Vergleich einnimmt.

Viele Universitäten sind deutlich günstiger

Zwar hat der Vergleich gezeigt, dass es auch durchaus andere Universitäten gibt, die sich in einem ähnlichen Preisrahmen wie die Bremer Universität befinden. Wichtig zu erwähnen ist aber auch, dass ein Großteil der anderen Universitäten deutlich weniger Geld für den Semesterbeitrag verlangen. Im Vergleich zeigte sich dabei, dass der Semesterbeitrag an der Universität Nürnberg/Erlangen bei nur 118€ (davon 76€ Semesterticket) liegt, was von allen verglichenen Universitäten der günstigste Preis ist. Auch die Universitäten in Magdeburg, München und Stuttgart verlangen von den Studierenden deutlich unter 200€ für den Semesterbeitrag (128,50 & 129,40€ & 188,40€), so dass dieser teilweise über 200€ weniger kostet als in Bremen. Bei vielen Universitäten liegt der Preis bei etwa 300€, auch wenn es einzelne Ausreißer wie in den eben angesprochenen Städten gibt. Der durchschnittliche Preis für den Semesterbeitrag liegt bei den verglichenen Universitäten bei 274,81€, der durchschnittliche anteilige Preis für das Semesterticket liegt bei 159,54€. Der Vergleich zeigt somit, dass die Preise für das Bremer Semesterticket deutlich über dem Durchschnitt liegen, der Semesterbeitrag an sich kostet in Bremen sogar über 100€ mehr als der Durchschnittspreis des Vergleichs.

Günstiger Semesterbeitrag = Alles gut?

Natürlich wirken die günstigen Beiträge an den anderen Universitäten auf den ersten Blick sehr verwunderlich, insbesondere aufgrund der wirklich enormen Preisunterschiede zwischen Universitäten wie denen in Hannover oder Bremen im Vergleich mit denen in Nürnberg oder Magdeburg. An dieser Stelle muss jedoch auch auf die Unterschiede verwiesen werden, welche durch die verschiedenen Beiträge entstehen. Am deutlichsten sind diese Unterschiede bei den Semestertickets zu spüren: Während die Universitäten mit den günstigen Semesterbeiträgen oft einen deutlich eingeschränkteren Geltungsbereich der Semestertickets haben, ist dies bei den teureren Universitäten das genaue Gegenteil: In Nürnberg kann das Semesterticket nur im VGN-Gebiet genutzt werden, in München nur im MVV-Gebiet und in Magdeburg, wo das Semesterticket mit 40€ am wenigsten kostet, darf es nur im Magdeburger Tarifgebiet genutzt werden. Im Gegenzug dazu können die Studierenden an den Universitäten in Bremen und Hannover zusätzlich zu den Bussen und Straßenbahnen im eigenen Stadtgebiet auch durch ganz Niedersachsen fahren, sowie einzelne Ziele außerhalb Niedersachsens wie beispielsweise Magdeburg, Münster oder auch Lübeck ohne weitere Kosten erreichen.

Es lässt sich somit festhalten, dass beide Seiten Vor- und Nachteile aufweisen. Bei der Wahl des Studienortes können die Studierenden somit selbst entscheiden, ob lieber Geld gespart werden soll und damit auf Reisemöglichkeiten verzichtet wird, oder ob mehr Geld ausgegeben wird, dadurch aber auch andere Städte außerhalb des eigenen Studienortes ohne weitere Fahrtkosten erkundet werden können. Insbesondere mit Blick auf die Großstädte in NRW wirkt die Kritik der Bremer Studierenden jedoch gerechtfertigt, da die Semestertickets an Universitäten wie in Münster, Köln oder Düsseldorf ebenfalls die Fahrt durch das ganze Bundesland ermöglichen, im Vergleich mit Bremen und Hannover jedoch deutlich günstiger sind.

Für die Bremer Studierenden besteht nun zwar die Gewissheit, dass der Preis für das kommende Wintersemester nicht steigt, inwieweit die Diskussionen über eine Veränderung des Preises in der Zukunft stattfinden, bleibt jedoch offen. Zwar wissen alle Beteiligten über die Bedeutung und Wichtigkeit des Semestertickets für den Hochschulstandort Bremen Bescheid, der AStA wird jedoch vermutlich weiterhin versuchen, einen möglichst günstigen Beitrag herauszuhandeln, um die Studierenden finanziell zu entlasten.

Für den Artikel wurden die folgenden Universitätsstädte miteinander verglichen: Bremen, Kiel, Lübeck, Hamburg, Rostock, Berlin (Humboldt), Hannover, Osnabrück, Bielefeld, Münster, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Erfurt, Kassel, Köln, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Bonn, Saarbrücken, Mainz, Stuttgart, Potsdam, Nürnberg/Erlangen, München.

 

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