Going Europe: Die Erasmus-Kolumne #4

Going North: #Stockholm – Auch die Schweden kaufen bei Ikea ein

Köttbullar, Zimtschnecken, Elche und IKEA sind die Dinge, die einem in den Kopf kommen wenn man das Wort “Schweden” sagt. Manch einer behauptet sogar, die Schweden seien die besseren Deutschen, da diese sich nicht mit einer grausamen Geschichte herumplagen müssen. Ohne es zu wollen bin ich mit genau diesen Erwartungen nach Schweden gefahren, um dann festzustellen, dass Schweden weitaus mehr ist als nur Designermöbel, die Königsfamilie und gute, eiskalte Krimis.

Von Annika Papenbrock

IKEA

Jeder Student in Deutschland hat mindestens ein IKEA-Möbelstück in seiner Wohnung. Das schwedische Möbelhaus ist aus dem Leben vieler Deutscher nicht mehr wegzudenken. In Schweden selbst trifft IKEA nicht nur wegen dem Design den Geschmack der Schweden, sondern hauptsächlich wegen dem Preis. In Schweden ist alles teurer: Lebensmittel, Drogerieartikel, Kleidung und selbst alltägliche Lebensnotwendige Dinge haben in so mancher Situation für einen kurzen Herzstillstand gesorgt (kleine Kostprobe gefällig: acht Rollen Toilettenpapier bei Lidl für sieben Euro). IKEA schafft es trotz hoher Steuern der Linie günstiger Preise treu zu bleiben und glänzt dennoch mit authentischem schwedischen Design. Kurz gesagt: Auch in den Wohnungen der schwedischen Studenten findet sich immer mindestens ein Möbelstück von IKEA.

Die Königsfamilie

Schenkt man den Artikeln der Klatschpresse Glauben, dann denken die Schweden Tag ein, Tag aus nur über ihre Königsfamilie nach. Wann das nächste Baby kommt, welche Garderobe Prinzessin Viktoria bei der Nobelpreisverleihung trägt und wann die nächste royale Hochzeit ansteht. Zu meiner Überraschung wissen wir in Deutschland, dank Bunte, Gala und Co., mehr über das Schwedische Königshaus als die Schweden selber, zumindest wissen wir mehr als die jüngeren Generationen Schwedens. Da die Königsfamilie in Schweden eine rein repräsentative Funktion hat und keinerlei politische, ist es für niemanden so wirklich von Belang, was die Presse gerade über die Familie schreibt. Meine Mentorin Sigrid, die mich und eine weitere deutsche Studentin herzlichst in Stockholm aufgenommen hat und uns die Stadt und die Landschaft in all ihren Facetten zeigt, ist immer wieder verwundert darüber, wie viel wir über die königliche Familie wissen.

Der Elch

Fast genauso wie die Königsfamilie, ist das weitere Nationalsymbol der Schweden ebenfalls eher unfreiwillig zur Sensation geworden: Der Elch. In jedem Souvenirshop springt er einen an – auf Tassen, auf Shirts, Magnete oder eben als Kuscheltier. Der Elch existiert in jeder erdenklichen Form. Unter den Schweden selbst ist er zu gleicher Maßen geliebt und gehasst. Irgendwie ist er ja doch ganz süß, aber auch gefährlich. Denn jedes Jahr sterben in Schweden tausende Menschen an Wildunfällen, die meisten davon sind durch Elche verursacht. Dementsprechend ist niemand so wirklich begeistert von dem Elch, doch da die Touristen ihn so lieben und regelmäßig die berühmten Straßenschilder mit “Achtung Elch!” klauen, belassen die Schweden es einfach bei ihrem unfreiwilligen Nationalsymbol.

Fika

Trotz der Größe Stockholms, hat sich die Stadt eines bewahrt: ihre Gemütlichkeit. Diejenigen die dachten, die Schweden würden, genau wie wir, Wert auf Püntklichkeit und Genauigkeit legen, der wird es in Schweden ganz schön schwer haben. “Fika” ist ein Wort, dass man sich in Schweden sehr schnell zu Herzen nehmen muss. Übersetzt bedeutet es Kaffeepause, doch es ist so viel mehr als das. Fika ist eine Lebenseinstellung, denn Fika kann man auch den ganzen Tag machen. Relaxen, Kaffee trinken, Zimtschnecke dazu und ein guter, eiskalter Krimi – Gemütlich eben. Dadurch kommt so mancher Bus nicht ganz pünktlich und die Zimmerinspektion kann da auch schon mal vergessen werden. Den Menschen wird hier einfach vertraut. Wo man in Deutschland immer ein offizielles Dokument braucht, reicht hier das gute Wort.

Weiße Socken und Sandalen

Doch nicht nur wir haben unser vorgeformtes Bild von Schweden, die Schweden haben auch eine Idee von einem typischen Deutschen. Insbesondere in den Touristenhochburgen fallen wir Deutschen anscheinend durch unsere weißen Socken in Sandalen auf, ein Bild was ich hier in Schweden im Winter Gott sei Dank nicht bekräftigen kann.

Sprachbarrieren

“Soffa”, “kaffe” und “jacka” sind Wörter die man als Deutscher leicht versteht. Die schwedische Sprache zu lesen ist absolut kein Problem, doch anders als bei uns wird in Schweden kaum etwas so ausgesprochen wie es geschrieben wird. Im Schwedischen werden die Wörter viel mehr miteinander verbunden und klingen nicht so abgehackt wie im Deutschen. Übrigens ein weiteres Bild der Deutschen, was sich in Schweden sehr verfestigt hat: Die deutsche Sprache klingt immer aggressiv. Leider konnte ich meine Mentorin Sigrid auch nicht von dem Gegenteil überzeugen. Nahezu jedes deutsche Wort klingt im Vergleich zur schwedischen Sprache zugegeben ein wenig böse.

Nach ein paar Kaffeepausen oder wie man im Schwedischen sagt “Fikor” (pl. Fika), konnten wir bisher jeden Schweden davon überzeugen, dass wir Deutschen nur in den Ohren der Schweden aggressiv klingen, es aber ganz sicher nicht sind.

 

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