Mediapractice 2018
Geld ist das letzte Tabuthema unserer Gesellschaft
Networken, Tipps einholen oder sich einfach nur von Vorträgen berauschen lassen – die Mediapractice 2018 bot auch in diesem Jahr wieder ein vielfältiges Programm und zeigt den Studierenden, dass die Kreativwirtschaft voller Möglichkeiten steckt.
von Chantal Ranke
In der ersten Woche des Sommersemesters fand zum sechsten Mal die Mediapractice für Studierende der Kommunikations- und Medienwissenschaften statt. Für die Organisation der diesjährigen Praxis- und Vernetzungstage waren Teilnehmer des Seminars „Projektmanagement“ unter der Leitung von Marco Höhn zuständig, die im vergangenen Semester das abwechslungsreiche Programm gestaltet haben.
Neben verschiedener Vorträge, Unternehmensvorstellungen, Workshops und Diskussionsrunden gab es auch ein Jobspeeddating, an dem elf in Bremen ansässige Unternehmen teilnahmen. 22 Studierende hatten damit die Möglichkeit im fünf-minütigen Wechsel verschiedene Unternehmen näher kennenzulernen und eventuell einen Praktikumsplatz oder einen Nebenjob zu ergattern. Dies war nicht nur für die Studierenden eine gewinnbringende Erfahrung, sondern auch für die Unternehmen, wie z.B. Fun Factory, Construktiv, die Bremer Landesmedienanstalt oder hmmh, war es eine tolle Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und mögliche zukünftige Mitarbeiter kennenzulernen.
Abgerundet wurde die Mediapractice von der Podiumsdiskussion „Ene, mene, media“, an der am Freitagabend Fynn Kliemann vom funk-Format Kliemannsland, Malte Völz und Jonny Thumb von Bremen Vier und Steffen Luedke von bento teilnahmen. Hauptthema des Abends war vor allem, wie man den Schritt in die Medienwelt finden kann und wie der Alltag und das Leben dort abläuft.
Tabuthema Geld
Eine Diskussionsrunde hatte ein Thema zu bieten, über das sonst oft geschwiegen wird. Es handelt sich um das Thema Geld und Verdienen im Allgemeinen. In Kooperation mit dem Klub Dialog sollte die Diskussion „Verdienen – Wir müssen über Geld reden“ für mehr Aufklärung bezüglich Gehälter sorgen. Doch das zentrale Thema spricht Moderatorin Nicole Kahrs direkt in ihrer Eingangsmoderation an: „Geld ist das letzte Tabuthema unserer Gesellschaft.“
Anhand der Aussagen der Diskussionsteilnehmer kann diese These mehr und mehr bestätigt werden. Nacheinander werden verschiedene Personen der Bremer Kreativwirtschaft zu ihren Erfahrungen mit Gehalt und Gehaltsverhandlungen befragt. Es wird zwar der eine oder andere Tipp gegeben, wie man am besten seinen Wert einschätzen kann oder, dass man sich selbst erst einmal bewusst werden muss, was man am besten könne, doch eine Vorstellung in welchem Zahlenbereich man anfangen könnte, lässt sich niemand so richtig entlocken. Dies ändert sich erst, als eine frisch gebackene Absolventin die Bühne betritt, die sich vor zwei Monaten auf Jobsuche begeben hat. Auch sie sagt zunächst, dass sie lange überlegt habe, ob sie über Geld sprechen soll oder nicht.
Nur auf Grund dessen, dass das Tabuthema seinem Namen alle Ehre gemacht hat, gibt sie den rund 100 Zuhörern eine Vorstellung davon, was man auf Grund der Qualifikationen fordern kann und was andersherum viele Unternehmen nicht bereit sind zu zahlen. Interessant ist vor allem die anschließende Diskussion mit den Führungskräften, die die Probleme beider Seiten herauskristallisiert. Zum einen die etwas verunsicherte Seite des Berufseinsteigers und zum anderen die der langwierigen Führungskraft, die aufzeigen möchte, welche Komponenten man bedenken muss, um die Gehälter zu verstehen. Insbesondere die fehlende Transparenz kann als Problemfaktor ausgemacht werden.
Selbstbewusst ins Berufsleben
Deutlich wird, dass es in dieser Angelegenheit schwierig ist auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und dass sich Berufseinsteiger in den meisten Fällen überrumpeln lassen und mit ihren Gehaltsvorstellungen zurück rudern. Dass dies genau der falsche Weg ist, versucht Meike Harms-Ensink in einem anschließenden Workshop zu vermitteln. Der Business-Coach zeigt den Studierenden, wie wichtig es ist sich selbstbewusst zu präsentieren und nicht unter Wert verkaufen sollte. Dabei sei ein „Nein“ und ein Abbruch einer Gehaltsverhandlung vollkommen legitim, wenn die Gehaltsvorstellungen des Unternehmens in Bereiche sinken, die unter oder um dem Mindestlohn liegen. Für Neulinge ist es wichtig sich seiner Stärken bewusst zu sein und diese zu kommunizieren. Zudem ist eine gute Vorbereitung unabdingbar, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Die Mediapractice endet am vergangenen Montag mit einem zweiten Speeddating in der alten Schnapsfabrik. Für die Studierenden ist diese Veranstaltung immer wieder eine tolle Gelegenheit. Einige finden es besonders hilfreich, da die verschieden Optionen aufgezeigt werden, die nach dem Studium möglich sind. Die Studentin Nieke Weinast (4. Fachsemester) hebt besonders das Job-Speeddating hervor, da es nicht nur informativ war, sondern auch eine Bewerbungssituation simuliert und damit trainiert habe.
Besonders bei einem offen gehaltenen Studiengang wie den Kommunikations- und Medienwissenschaften ist es von großer Bedeutung, Orientierungsveranstaltungen wie diese regelmäßig stattfinden zu lassen, sodass man auch in diesem Jahr von einem Erfolg sprechen kann.