My Fair Lady in der Glocke in Bremen
Eine Rezension
Das Musical My Fair Lady mit der Musik von Frederick Loewe und den Texten von Alan J. Lerner wurde erstmals 1956 in New York uraufgeführt. Damals unter der Regie von Herman Levin und mit Julie Andrews und Rex Harrison in den Hauptrollen. Es begeisterte auf Anhieb und spätestens seit der äußerst erfolgreichen Oscar prämierten Verfilmung 1964 gehört My Fair Lady zu den beliebtesten und erfolgreichsten Musicals. Am 03.01.2016 war das berühmte Musical auch in der Bremer Glocke zu Gast, diesmal unter der Regie von Lajos Wenzel und der musikalischen Leitung von Inga Hilsberg. Der ScheinWerfer war live vor Ort.
Von Annette Bögelsack
„Kann denn die Kinder keiner lehren wie man spricht? Die Sprache macht den Menschen, die Herkunft macht es nicht!“
Alles beginnt mit einer Wette: Kann man aus einem ungebildeten Blumenmädchen eine High Society-Dame machen? Der Sprachforscher Professor Henry Higgins ist fest von dieser Möglichkeit überzeugt. In nur sechs Monaten will er mit Hilfe von Sprechübungen eben diese Verwandlung schaffen. Denn er ist sich sicher: „Die Sprache macht den Menschen, die Herkunft macht es nicht“.
Nach anfänglichem Zögern lässt sich auch Eliza Doolittle überzeugen, die die meiste Zeit mit ihrem Blumenkorb durch die Londoner Straßen zieht und versucht, ihre Ware zu verkaufen. Es ist Higgins Versprechen, nach ihrer Sprechausbildung könne sie ihren eigenen Blumenladen besitzen, das sie am kommenden Tag voller Tatendrang und in das Studierzimmer des Professors führt.
Doch dieser entpuppt sich als ziemlich unliebsamer Zeitgenosse, der nicht nur vom eigenen Können, sondern generell sehr von sich selbst, seiner Bildung und seiner Männlichkeit überzeugt ist und Eliza von oben herab behandelt. Tatsächlich sind die Beleidigungen, die er ihr an den Kopf wirft ausgesprochen obszön und unverschämt. Selbst seine Hausangestellten haben Mitleid mit der jungen Frau. Nur ein einziges Mal lässt er sich zu aufmunternden Worten herab, doch diese sind es dann, die Eliza schließlich zum Durchbruch verhelfen.
„Bei Gott, jetzt hat sie’s! Bei Gott, jetzt hat sie’s!“
Im Duett mit Higgins singt Eliza die berühmten Zeilen: „Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen!“ Völlig außer sich vor Freude will Higgins sie unverzüglich beim Pferderennen in Ascot als Dame der feinen Gesellschaft vorstellen, sehr zum Missfallen seiner Mutter, in deren Loge er Eliza ausführt. Tatsächlich scheint Eliza die anwesende Gesellschaft von ihrer vermeintlichen Herkunft überzeugen zu können, so lange, bis sie sich etwas zu sehr vom Rennfieber mitreißen lässt und ihr Pferd mit den Worten „Lauf schneller, oder ich streu’ dir Pfeffer in den Arsch!“ motivieren möchte. Higgins und sein Freund- und Wettpartner Oberst Pickering haben also noch ein gewaltiges Stück Arbeit vor sich.
Die aktuelle Inszenierung: Sehr bemüht, doch leider etwas uneigenständig
Die aktuelle Inszenierung hat definitiv ihre Höhepunkte. Musikalisch ist es ein Genuss und es fällt nicht schwer, sich von den eingängigen Melodien mitreißen zu lassen. Besonders die Darstellerin der Eliza weiß mit ihrem gesanglichen Talent zu überzeugen. Die recht umfangreiche Handlung ist gut zusammengefasst, allerdings ist es hilfreich, die Geschichte bereits im Vorhinein zu kennen, da man sonst an einigen Stellen etwas verwirrt sein
Titelbild: Highlight Concerts