Tourismus in Bremen – Eine Erfolgsgeschichte?
Denkt man an den Bremer Tourismus, so fallen einem zunächst der Freimarkt, die Bremer Stadtmusikanten und die Bremer Weihnachtsmärkte ein. Insbesondere die immer stärker ansteigenden Besucherzahlen weisen auf eine positive Entwicklung des Bremer Tourismus hin. Doch was wurde bisher dafür getan, dass immer mehr Menschen in die Hansestadt kommen? Und was muss getan werden, damit dieser Trend auch in den nächsten Jahren anhält?
Von Bastian Bönisch
Bremen. Schaut man sich die Zahlen an, so wirken diese auf den ersten Blick sehr beeindruckend. Laut der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB) besuchten 2018 über drei Millionen Menschen den Bremer Weihnachtsmarkt, den Bremer Freimarkt verzeichnete im Herbst 2019 sogar fast vier Millionen Besucher. Die steigenden Zahlen der Veranstaltungsbesucher lassen sich auch an der Anzahl der Übernachtungsgäste in Bremen erkennen. Während im Jahr 2005 zu Hochzeiten im September und Oktober noch um die 115.000 Übernachtungen in Bremen waren, wurde im gleichen Zeitraum im Jahr 2018 erstmals eine wichtige Marke geknackt: Das Statistische Landesamt Bremen verzeichnete jeweils über 200.000 Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben in
Bremen.
Wege zum Erfolg
„Dieser Erfolg hat viele Gründe“, sagt Maike Bialek, die Leiterin für die Kommunikation im Bereich “Marketing und Tourismus” bei der WFB. Speziell seien der Ausbau der Schlachte im Jahr 2000, sowie weitere Investitionen in touristischen Bereichen, wie dem Messezentrum oder den Wissenswelten, ein wichtiger Faktor gewesen, um die Stadt für die Touristen attraktiver zu machen. Neben der Erweiterung touristischer Attraktionen wurde sich auch darauf konzentriert, mehr Großveranstaltungen nach Bremen zu holen und neue Hotels zu bauen. Auch die Einführung des Internets bewertet Bialek als positiv für die Tourismusentwicklung der Stadt Bremen, da die Nutzer
sich selbst über die Angebote der Stadt informieren könnten und auch der Stadt viele Möglichkeiten geboten werden, um im Internet auf sich aufmerksam zu machen. Für die Touristen seien insbesondere die vielfältigen Möglichkeiten wichtig, um nach Bremen zu kommen. Während der Großteil der deutschen Touristen mit dem Auto oder mit der Bahn anreist, erreichen die ausländischen Touristen Bremen oft mit dem Flugzeug. Laut Bialek sind 80% der Bremer Übernachtungsgäste aus dem Inland und nur 20% aus dem Ausland. Der Großteil der ausländischen Besucher kommt laut Angaben des Statistischen Landesamtes Bremen aus den Niederlanden und aus
Großbritannien, auch wenn die Zahl der Briten zwischen den Jahren 2015 und 2018 von 46.208 Besuchern auf 34.824 Besucher gesunken sei. Das generelle Ziel des Bremer Tourismus sei es, mehr Touristen nach Bremen zu holen, „egal ob diese aus Deutschland oder aus dem Ausland kommen“, so Bialek.
Bremen als Anziehungspunkt für neue Touristen
Auch im Jahr 2019 ist eine deutliche Steigerung der Touristenzahlen zu erkennen. Laut den Daten des Statistischen Landesamtes Bremen stieg die Zahl der Übernachtungen im Land Bremen im August 2019 um +7,9% im Land und um 10,9% in der Stadt Bremen im Vergleich zum Vorjahreswert. Bialek begründet die gestiegene Zahl auch mit dem geänderten Buchungsverhalten der Touristen: Anstatt sich nur auf einen langen Urlaub im Sommer zu fokussieren, machen die Touristen auch viele Kurztrips im Laufe des Jahres. Auch die vielen neu erbauten Hotels in den letzten Jahren waren einer der Gründe für die wachsenden Übernachtungszahlen.
Anziehend seien für die privaten Touristen insbesondere die Sehenswürdigkeiten rund um den Marktplatz, aber auch die Schlachte und große Sonderausstellungen sind laut Bialek Touristenmagneten für Bremen. Ein Geheimtipp seien die Raumfahrtangebote, die auf dem Airbus Gelände für die Touristen angeboten werden und sich in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit erfreuen. Auch die Geschäftsreisenden spielen für den Bremer Tourismus eine wichtige Rolle: Etwa 60-70% der Übernachtungen sind auf diese zurückzuführen. Derzeit können in der Stadt Bremen laut Angaben des Statistischen Landesamtes etwa 12.000 Betten angeboten werden. Auch profitiert Bremen von den Touristen aus den Städten in der Region, da diese sich oft für einen Tagesausflug nach Bremen entscheiden würden. Neben der Kooperation mit Bremerhaven existieren auch Zusammenarbeiten mit anderen norddeutschen Touristenstädten wie beispielsweise Lübeck, damit die Städte durch gemeinsam erarbeitete Tourismusstrategien von den Besuchern im Norden profitieren.
Der Tourismus in der Zukunft: Chance und Herausforderung
Die Zukunft des Bremer Tourismus steht vor einigen wichtigen Herausforderungen: Während einerseits die derzeitige Klimadiskussion zu einer Art „Flugscham“ bei den Touristen führen könnte, müsse man laut Bialek auch auf die Preisentwicklungen im Schienen- und Busverkehr achten, um die Reise nach Bremen finanziell attraktiv zu halten.
Die Entwicklung eines Gesamtmarkenkonzepts aus den Bereichen Marketing, Tourismus und Online, sowie die Digitalisierung seien aus Sicht der WFB große Chancen, um den Tourismus in Bremen noch besser auszubauen. Insgesamt sei dies jedoch ein Prozess, der sich über mehrere Jahre strecken wird. Die von der Stadt verabschiedete Tourismusstrategie 2025 sieht zudem vor, dass die Zahl der Übernachtungen bis zum Jahr 2025 auf 3,45 Millionen ansteigen soll. Bialek sieht es dafür als notwendig an, dass große Kongresse und Messen weiter ausgebaut werden sollen und dass mehr „Nischenhotels“ in Bremen entstehen, welche das Übernachtungsangebot für die Touristen
vielfältiger gestalten.
Wie gut diese Pläne umgesetzt werden können, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.