10 Jahre ScheinWerfer – wir blicken zurück

Letzter Teil: Lukas Niggel

 

Dieses Jahr wird der ScheinWerfer 10 Jahre alt. Grund genug, um all jenen eine Stimme zu geben, die dieses Magazin über Jahre hinweg mitgestaltet und geprägt haben. Sieben ehemalige Redakteur*innen blicken zurück auf ihre Zeit beim ScheinWerfer, auf ihre spannendsten Artikel und schönsten Erinnerungen und erzählen, was sie aus dieser Zeit mitgenommen haben.
Im letzten Teil meldet sich ScheinWerfer-(Mit-)gründer Lukas Niggel zu Wort und erzählt von den Anfängen und der Entwicklung des Magazins. In den ersten acht Ausgaben bekleidete er die Position des Chefredakteurs, danach war er für zwei weitere Ausgaben als freier Redakteur tätig. Für ihn war der ScheinWerfer “das eigentliche Studium”.

Lukas Niggel war einer der zwei ersten Chefredakteure vom ScheinWerfer. Nebenbei studierte er Kulturwissenschaften. Er zog anschließend nach Wien, wo er seinen Master in Kommunikationswissenschaften absolvierte.

Ich war jung, naiv, voller Tatendrang und dachte, mir gehört die Welt. Bremen war neu, die Bremer Uni war neu und ich begann ein Studium, wohl wissend, dass ich nun zur geistigen Creme-de-la-Creme der Gesellschaft gehören würde. Um meiner neu gewonnenen Identität als Studierender wirklich gerecht zu werden, streckte ich meine Fühler aus – was gibt das Campusleben her, wie kann ich mich engagieren. Da war sie, die Gelegenheit: Der AStA initiierte die Belebung eines Studierendenmagazins. Journalismus von Studierenden für Studierende. Da war sie, die Gelegenheit: Das Bildungsbürgertum zu verkörpern. Da gab es nur ein kleines Problem: Obwohl ich mich durchaus für schlau hielt, hatte ich noch nie in meinem Leben journalistisch gearbeitet, geschweige denn regelmäßig die Zeitung gelesen.

Doch mit Hochmut und in Mangel eines Freiwilligen, fand ich mich just in der Position des Redaktionsleiters wieder – zum Glück sollte dieses hohe Amt mit einer zweiten Person geteilt werden. Alleine hätte ich dieses neue Journalismus-Projekt wohl gepflegt durch meine Erfahrungslosigkeit wie eine Seifenblase zerplatzen lassen.

Trotz alledem, mit Kampfgeist und der einschlägigen Sachkenntnis der Mitstreiter war ein Magazin geboren. Ganze 6 Monate mit viel Streit, Herzblut und Bier, brauchte es, bis Redaktionsstrukturen, Konzept und Inhalte soweit entwickelt waren, dass wir guten Gewissens ein Magazin fertig hatten, das kein Anwärter auf das Käseblatt des Jahres war. „Bremens freies Unimagazin“ sollte auf den Namen SCHEINWERFER hören. Ein prägnanter, sinnbildlicher Name der mir tatsächlich bis heute gefällt und sogar wenige Jahre später einen Namensvetter in Form des bekannten Filmdramas „Spotlight“ fand.

Die folgenden Ausgaben gingen dann Dank der etablierten Struktur wesentlich leichter von der Hand. Zeit für ein kurzes Resümee: Ich war bei Leibe nicht der beste Schreiberling und Investigativjournalist des Scheinwerfers. Trotzdem konnte ich von Allem ein kleines bisschen was, wodurch ich in meine Rolle langsam reingewachsen bin. Ich merkte auch, dass das Engagement des Scheinwerfers ca. genauso viel Zeit wie mein Kulturwissenschaftsstudium in Anspruch nahm. Das war für mich allerdings vertretbar, denn mir wurde bewusst, dass ich durch den Scheinwerfer viel mehr lernte: Linguistik, Lobbyarbeit, Netzwerken, BWL, Politik, Bürokratie, Layout und schließlich auch ein neuer Freundeskreis entstand. Auch wurde der Scheinwerfer zunehmend professioneller: Ein Redaktionsraum mit Redaktionsequipment, ein enger Kontakt zu ASTA und der Druckerei sowie ein festes Redaktionsteam von rund 10 sich aufopfernden Hobbyjournalisten bildeten ein gutes Gerüst für ein 50 Seiten-starkes Printmedium mit einer Auflage von 3000 Stück, das zweimal im Semester erschien.

Nach mehr als 10 Ausgaben, war für mich und meine Co-Redaktionsleiterin Anne allerdings die Luft raus, auch neigte sich unser Studium dem Ende zu. Nun war es an der Zeit das Baby abzugeben. Die Übergabe an neue frische Kräfte tat gut und hat für einige Erleichterung gesorgt.

Doch es sollte nicht die letzte Station in meiner journalistischen Laufbahn gewesen sein. Wenngleich ich heute beruflich was völlig anderes mache (eine Fahrradwerkstatt betreiben), gab mir der Scheinwerfer Anlass im Master Kommunikationswissenschaft zu studieren und auch weiterhin gelegentlich im Journalismus und der Öffentlichkeitsarbeit tätig zu sein. Andere aus der damaligen Scheinwerferredaktion konnten gar bei der DPA oder dem Weser-kurier Fuß fassen.

Ich bin auf alle Stolz, die nun in inzwischen 10 Jahren dieses Projekt trotz aller Ups and Downs und ohne einen Cent zu verdienen weiter vorantreiben. Der Erfahrungswert einer bestanden Multiple-Choice Klausur ist mit der Veröffentlichung einer neuen Scheinwerfer-Ausgabe nicht aufzuwiegen. To be continued…

Lukas Niggel

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