Biotop Boulevard
Ein satirischer Bericht
Von Kai Brüggemann
Draußen ist das neue Drinnen, und Schwimmen ist das neue Joggen. Nach diesem Motto hat der Betreiber des Unibades Bremen jetzt sein neues Projekt vorgestellt. Demnach könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, indem das baufällige Hallenbad weiterhin geschlossen bleibt und dafür der Boulevard zwischen Keksdose und Sportturm als Areal für Wassersportler umgestaltet wird. In den Regenwochen des Augusts betrug die Wassertiefe stellenweise schon beachtliche 1,10m. „Wenn die Niederschläge konstant bleiben“, so ein Sprecher der Bremer Bäder GmbH, „können wir schon Anfang Oktober, pünktlich zum Semesterstart, das neue Freibad eröffnen.“ Da alle Ressourcen rein natürlich sind, wolle man sich außerdem um den Erwerb des begehrten Bio-Siegels bemühen. „Das Dauerproblem eines maroden Dachs können wir so zudem völlig umgehen“, so der Sprecher weiter. Ohne Chlor und Filteranlage ist allerdings keine dauerhafte Nutzung als Schwimmbad möglich. Aber auch daraus zieht das Projekt einen Vorteil: In Zusammenarbeit mit dem Studiengang Biologie soll der Boulevard in den Sommermonaten 2016 zu einem begehbaren Feuchtbiotop werden, Gerüchten zufolge hat das Universum bereits Interesse an der Zusammenarbeit bekundet. Das Land Bremen prüft die Einstufung zum „temporären Naturschutzgebiet“. Im kommenden Winter kann laut Projektplan aber erst einmal die Eissportsaison eingeläutet werden, die mit Schlittschuhverleih und Curling-Wettbewerben auch wirtschaftlichen Gewinn bringen soll. Ein detaillierterer Plan unter dem Arbeitstitel „Aquapark Bremen“ soll am Montag in einer Pressekonferenz bekanntgegeben und auch bei der Bürgerschaft eingereicht werden. Auf lange Sicht wolle man sich zu allen vier Jahreszeiten den Wasserreichtum des Boulevards kreativ, unterhaltend und pädagogisch wertvoll zu Nutze machen. Das Tiefbauamt Bremen berät zur Stunde über eine unterirdische Weiterführung der Linie 6, damit die Studenten wieder trockenen Fußes ihre exzellenzgeförderten Gebäude erreichen können.
Titelbild: Ulrike Bausch