-TABU BRECHEN-

 

von Caro 

Höher, schneller, weiter – Das ist, was uns propagiert wird. Überall. Scheint zumindest so.

Ich habe mich schon in der Schule leicht unter Druck gesetzt, mich gestresst und dieses Verhalten habe ich in mein Studium mitgenommen und es wurde immer schlimmer. Ich habe sehr gute Noten geschrieben, das Lernen fiel mir leicht, aber ich hatte dennoch immer das Gefühl, dass es nicht reicht. Egal wie gut die Noten waren, ich brauchte ja noch meine vorzugsweise 10 Praktika, die ich vor Berufsbeginn vorweisen kann, einen Job als Werksstudentin und soziales Engagement kommt ja auch immer gut. Achso, na und nebenbei kann ich natürlich auch noch locker mein Sozialleben und den Haushalt unter einen Hut kriegen. Ist ja alles easy – so hört es sich zumindest immer an, wenn man andere darüber reden hört. Heute weiß ich, dass das bei den meisten sowieso nur Fassade ist.

Damit keine Missverständnisse entstehen, ich habe es nicht annähernd geschafft, diese Anforderungen zu erfüllen und das meiste habe ich noch nicht einmal in Angriff genommen bevor ich irgendwann meine erste Panikattacke hatte. Und dann noch eine. Und noch eine. Und das war’s an Panikattacken dann auch. Das macht es aber nicht wirklich besser. Denn was geblieben ist, ist ein extremes Gefühl von Nervosität, das mich vorzugsweise genau dann heimsucht, wenn ich mal wieder Uni-Krams erledige oder auch nur daran denke. Ich habe zwar gelernt damit umzugehen, aber würde ich mich in solchen Momenten nicht darauf konzentrieren ruhig zu bleiben, ruhig zu atmen, dann würde das mit den Panikattacken weitergehen.

Und auch körperlich zeigt sich diese Angst, diese Nervosität. Ich bin dauerverspannt, meinen Kieferschmerzen nach zu urteilen versuche ich nachts meine Zähne zu zermalmen und ich habe einen Tinnitus bekommen. Ich kann mich nur noch schwer konzentrieren, wenn es darum geht Dinge für die Uni zu machen und wurde dazu gezwungen mal einen, zwei oder sogar drei Gänge runterzuschalten. Und das ist auch gut so.

Es ist mir nicht leicht gefallen, das alles so zu akzeptieren, ich habe anfangs viel geweint, war traurig, wusste nicht wohin mit mir. Wenn ich mit Menschen über meine Probleme gesprochen habe, haben sie versucht mich zu verstehen (man weiß ja, dass so Sprüche wie „Stell dich doch nicht so an!“ nicht gut kommen), aber in einigen Momenten hat man dann doch gemerkt, dass sie mich überhaupt nicht verstehen und ich mich nur schlimmer fühle, wenn ich mich ihnen anvertraue. Oder ich habe mit Menschen geredet, die direkt meinten, dass ich ja gar keinen Grund habe Angst zu haben, traurig zu sein oder sonst irgendwas – „Es ist doch alles gut.“ Und dann diese Sorge den anderen auf die Nerven zu gehen, Menschen, die einem wichtig sind vielleicht sogar zu verlieren, weil sie sich von einem abwenden. Aber man möchte sich doch so gerne alles von der Seele reden und nicht so tun als sei alles gut.

An dem Punkt stehe ich jetzt, ich versuche die Uni lockerer zu nehmen und mich nicht mehr zu stressen. Die Uni und später mein Beruf sind nicht mein Leben. Es gibt so viel Wichtigeres. Auch wenn die meisten Leute solche Gedanken naiv finden, das ist mir egal. Besser geht es mir noch nicht wirklich, wie gesagt, ich habe einfach nur versucht den richtigen Umgang zu finden.

 

 

Wenn Ihr Hilfe benötigt, wendet Euch an die Psychologische Beratungsstelle der Universität Bremen unter: (0421) 22 01 – 1 13 10  pbs@stw-bremen.de oder bei der TelefonSeelsorge Bremen unter:

0800 – 111 – 0 – 111 

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