-TABU BRECHEN-

 

von Anna

Depressionen sind nachhaltig. Ein Strudel, der abgesehen von mir selbst, alles, aber absolut alles um mich herum mit runter reißt und verschluckt.

Auch wenn nach ewiger Zeit eigentlich alles wieder okay ist, ist doch nichts okay. Sobald man einmal die rosa-rote Brille abgenommen hat, sieht man nur noch das, was man gesehen hat und kann die Brille nicht mehr aufsetzen. Alkoholexzesse, die einen kotzen lassen, Zudröhnen bis man vom high oder stoned sein schwindlig wird und um kippen könnte, den einen durch den anderen Schmerz ersetzen, in den Gedanken bei der roten Ampel an der Hauptstraße einfach zwei drei Schritte weiter gehen. Man zieht sich zurück, ist der Meister seiner eigenen Isolation. Züge fahren weiter und ich bleibe an dem selben Bahnhof stehen. Beobachte, wie sie aus der Ferne lachen. Aber ich schwebe über alles, bin nicht da, wo sie sind und werde immer wieder gefragt, ob es mir gut geht. Da fängt mein Herz an zu rasen und mein Hals wird von einer durchsichtigen Hand gewürgt, bis meine Hände anfangen zu zittern. Weil ich keine Antwort darauf habe. Und ehrlich gesagt, wenn man ehrlich ist, muss man mit der Ehrlichkeit umgehen können. Jeder andere, aber auch man selbst. Denn wenn man die Mauer, die man sich fleißig aufgebaut hat, selber einreißt, steht man nur noch nackt da. Die mitleidigen Blicke aus den leicht schief gehaltenen Köpfen wollen einen versinken lassen. Ich bin nicht in der Lage Gespräche nüchtern zu führen. Ich behaupte gerne, dass mir scheiß egal ist, was alle Menschen um mich herum von mir denken. Vor allem rede ich es mir selber immer wieder und wieder ein. Dabei ist absolut das Gegenteil der Fall. Man zerbricht sich den Kopf, bis er nicht mehr ganz ist. Denn eigentlich ist alles okay und doch ist nichts okay. Und bevor man versucht krampfhaft locker über das Wetter und die Uni zu stammeln, während dessen man die Blicke um sich herum spürt, geht man lieber oder greift nach zu viel Wein und Wodka, wenn Wein und Wodka da sind. Und dann läuft man nachts um drei nach Hause und weint im Treppenhaus, während dessen man gegen die Wand starrt und sich die Frage stellt, warum alles nicht so ist, wie es sein könnte. Und dann ist man schon wieder ins selbe Loch abgerutscht und versucht die Leute, die noch da sind zu überzeugen, dass doch eigentlich alles okay ist. 

 

 

Wenn Ihr Hilfe benötigt, wendet Euch an die Psychologische Beratungsstelle der Universität Bremen unter: (0421) 22 01 – 1 13 10  pbs@stw-bremen.de oder bei der TelefonSeelsorge Bremen unter:

0800 – 111 – 0 – 111 

Das könnte dich auch interessieren

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *