Girls, Girls, Girls – Was am Ende bleibt
Dreharbeiten zur 12. Staffel Germany’s Next Topmodel sind gestartet: Eine Kritik
Einmal jährlich sucht Deutschlands Lieblings-Blondine Heidi Klum wieder nach „Germany’s Next Topmodel“. Die selbsternannte Modelmama, die nicht älter zu werden scheint, ist auf der Suche nach dem angeblich schönsten „Mädchen“ Deutschlands. Man sollte anmerken, dass hier junge Frauen zwischen 16 und 26 als Mädchen bezeichnet werden. In den Köpfen der Teenager*innen heißt das in etwa: Die fünfte Jahreszeit beginnt.
Von Madita Thomas
Es ist wieder Zeit, dass Heidi Klum magere Mädchen über die Laufstege in aller Welt scheucht oder sie nackt in Gilette Venus Clips räkeln zu lassen. Und ja, ich gebe zu, auch ich schaue mir diese Sendung ab und zu an. Ja, die Show hat einen Unterhaltungswert, ist nur die Frage, wie realistisch und menschennah dieser ist. Das eigentlich Unterhaltsame dieser Sendung sind doch die Konflikte unter den „Mädchen“. Oder der Moment, in dem die „Mädchen“ brechen (mental) und wir uns an uns selbst erinnert fühlen. Dann, wenn sie ganz normale „Mädchen“ sind und die perfekte Boris-Entrup-Maske fällt. Wenn sie heulen, wenn sie mit ihren Familien und Honeys skypen oder Unterleibsschmerzen haben. Schon fragwürdig, dass man sich die Zurschaustellung Minderjähriger tatsächlich reinzieht.
Die „Mädchen“, egal ob 16 oder 26, sollen in dieser Show „echte Modelluft“ schnuppern. Sogar die Laien unter uns, die absolut nichts mit der Modelwelt am Hut haben, wissen doch, dass das echte Modelleben komplett anders – erschreckend anders – aussieht: Keine Modelvilla, ECHTE Konkurrenz, kein Kamerateam im Rücken, keine Bezahlung und zwielichtige Castingcouchgespräche. Und ja, man muss auch mal ein Kleid anziehen, das nicht unbedingt dem eigenen Geschmack entspricht.
Das einzige, was in dieser Sendung zählt: Auffallen um jeden Preis. Lächeln müssen, obwohl ihnen nach Heulen zumute ist. Wenn die „Mädchen“ ihre Challenges und Shoots mit dem besten Fotografen der Welt (wie viele gibt es eigentlich von denen?) halbwegs gemeistert haben, wissen wir doch eigentlich alle, was in ihren jungen und unerfahrenen Köpfchen vor sich geht: Am liebsten würden sie direkt ihre Mama zu Hause in good old Germany anrufen und sich mit einem Fencheltee ins MALM-Bett legen, um dort die neue Staffel „Girls“ zu gucken und sich mal so richtig ausheulen. Aber stattdessen geht es direkt weiter zu einem der wichtigsten Jobs in der ganzen Staffel. Von denen gibt es auch an fünf. Auch hier heißt es wieder: In viel zu kurzen Höschen alles geben, „denn nur eine kann Germanys Next Topmodel werden“. Dem Gewinner-„Mädchen“ wird am Ende der ganz große Ruhm und die Laufstege der weltbesten Designer versprochen.
Von den wenigstens Gewinnerinnen der vorigen Staffeln kennt man heute kaum noch die Namen oder Gesichter. Gut, einige haben es durch Zickereien geschafft eine Pro7 Sendung zu moderieren oder sich im Dschungelcamp von wildgewordenen Winfrieds schubsen zu lassen, jedoch kennt man heute die wenigsten Namen oder Gesichter der Gewinnerinnen. Das einzige, was am Ende der Show bleibt, sind nicht mehr als zehntausend Instagram-Follower und mindestens ein Teilnehmer-„Mädchen“, das dich für den Rest ihres Lebens nicht ausstehen kann.