Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Glühweins – eine Glosse
Von Joana Krzossa
Als ich gestern das Haus verließ, merkte ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Ob es nun am fröhlichen Vogelgesang oder an den Hitzewellen lag, die mein Gesicht trafen, lässt sich nicht mehr genau sagen. Verwirrt nahm ich meinen Kalender aus der Tasche. Doch, es stimmte. In ein paar Tagen würde Heiligabend sein.
Advent, die Zeit der Ruhe, Besinnlichkeit und Gemütlichkeit, war angebrochen. Jetzt aber schnell, dachte ich panisch, sonst fährt der Zug ohne Dich ab und die guten Geschenke würden bereits ausverkauft sein.
Als sich auch am späten Nachmittag keine weihnachtlichen Gefühle einstellen wollten, beschloss ich, den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt aufzusuchen. Wo könnte ich eher mein ersehntes Glückseligkeitsgefühl finden, als auf einem Markt, der diesem ganz speziellen Fest gewidmet ist?
Hell und bunt erleuchtet, wie eine Oase in der grauen Betonwüste, erstreckte er sich nun vor mir. Zum Glück war Weihnachten die Zeit des Schenkens, denn sonst stiegen die Stromkosten wahrscheinlich bis ins Unermessliche.
Ich hörte das Schuldenbarometer in der Innenstadt leise jubeln. Endlich Einnahmen für die Stadt! Am liebsten hätte es sich wahrscheinlich selber eine Lichterkette umgehängt, um diesen großartigen Nebeneffekt angemessen in Szene zu setzen.
Der Geruch von Würstchen und Zigarettenqualm umschmeichelten meine Nase. Aber richtig warm ums Herz wurde mir nur, als die hektische Dame, neben mir im Gedränge meinen Mantel mit kochend heißem Eierpunsch dekorierte.
Doch trotz allem wehrten sich meine Hormone nach wie vor das so sehnlich erwünschte Gefühl heraus zu rücken. Auch die vier Glühweine änderten nichts daran.
Immer wieder stellte mein Gehirn die unnütze Frage, was denn die vielen angetrunkenen Menschen und der Konsum mit Weihnachten zu tun hätten?
Ich sagte ihm, dass der Weihnachtsmarkt für viele Leute ein soziales Highlight darstelle, da sie durch den stetig fließenden Alkohol endlich einmal lockere und witzige Gespräche mit Kollegen und Freunden führen könnten. Ich erhielt keine Antwort darauf.
Vielleicht sind ja die Würste da vorne aus Rentieren, startete ich einen letzten Versuch, doch mein Gehirn schüttelte sich nur angewidert.
Nachdenklich schwankte ich heimwärts.
Möglicherweise hatte ich die Liebe, das Mitgefühl und die Hilfsbereitschaft in der großen Menschenmenge auch einfach übersehen?
Oder war wie immer nur das Wetter an allem Schuld?