Netflix: Segen und Fluch eines Streaming-Dienstes

An sich ist Netflix ja eine ganz tolle Sache. Ich kann gucken was ich will, wann ich will und so oft ich will – unter der Bedingung, dass der Film gerade verfügbar ist. Jeden Monat werden neue Filme und Serien hochgeladen – und viele werden unvorhergesehen wieder entfernt. Ja, Netflix kann schon toll sein. Wenn man sich denn entscheiden kann, was man gucken will.

Von Stephanie Meyer

Erst neulich wagte ich mich in den Netflix-Dschungel aus Filmen und Serien, auf der Suche nach etwas, was ich noch nicht geguckt hatte. Inmitten von Blockbustern, Neuheiten, Thrillern, Komödi­en, Action- und Horrorfilmen kann man sich ganz schön erdrückt fühlen. Wer kennt das nicht? Man braucht länger, sich für einen Film zu entscheiden, als diesen überhaupt anzugucken. So ergeht es auch mir. Und ich denke, ich habe den Grund für dieses Problem gefunden: die Filmbeschreibun­gen. Bei Netflix wird ein zweistündiger Film in drei kurzen Sätzen zusammengefasst. Das soll man erst einmal schaffen. Ein Film mit einer komplexen Geschichte und vielschichtigen Handlung wird aufs Unkenntliche reduziert. Ich wette, wenn man dem Regisseur die Inhaltsangabe seines Filmes auf Netflix vorlesen würde, würde er ihn selbst nicht erkennen. Hier ein Beispiel: „Abenteuerlustige Banditen ohne jegliche Gefahr im Leben fühlen sich wie Fische auf dem Trockenen.“ Schon er­kannt, um welchen Film es sich handelt? Das ist tatsächlich die Beschreibung zu Fast & Furious 7 (2015). Regisseur James Wan hätte sich da mit Sicherheit mehr Kreativität vom Netflix-Team ge­wünscht. Das bleibt aber nicht die Ausnahme. „Ein Polizeineuling hat es mit einem sadistischen Serienmörder mit steigender Opferzahl zu tun. Und es wird persönlich.“ Das soll die Beschreibung zum Film Sieben (1995) sein. Oder: „Dieser Vater würde alles tun, um Rache zu üben. So würde er sogar aus einem eisigen Grab wiederauferstehen“ von The Revenant (2015) und „Klarer Fall: Ein reicher Bauunternehmer rastet aus, als er von der Affäre seiner Frau erfährt. Doch der Schein trügt“ von Das perfekte Verbrechen (2007). Das sind zweifellos super Filme. Doch die Netflix-Beschrei­bungen gehen wenig auf die hervorragenden Handlungen ein, sondern kratzen nur an der Oberflä­che.

Und dann gibt es noch Beschreibungen, wo ich mir auf eine lustige Art und Weise nur denke: Hä? So wie bei dem Film Eisige Stille (1998): „Sie dachten, Ihre Schwiegermutter wäre schlimm? Dann haben Sie diese hier noch nicht kennengelernt“ oder Die Stille des Todes (2020): „Ein Inspektor jagt einen Mann, der mithilfe von Bienen, Sonnenblumen und Morden eine ganze Stadt in Atem hält“. Netflix hat da teilweise ziemlich komische Beschreibungen, die das Ganze meiner Meinung nach ins Lächerliche ziehen. Denn jetzt mal ehrlich: Man stelle sich vor, man ist gerade auf Netflix und will sich mal wieder einen neuen Film angucken. Dann sucht man so herum und trifft auf eine der­artige Beschreibung. Also mich würde das nicht ansprechen. Letztendlich wäre das nur ein weiterer Grund, meine Suche fortzusetzen.

Jetzt weiß man ja: Netflix hat für einen Film nicht nur eine, sondern mehrere Beschreibungen und natürlich auch immer einen Trailer dazu. Aber wenn mich schon die erste, kurze und anspruchslose Inhaltsangabe langweilt, suche ich mir lieber einen interessanteren Film aus. Dummerweise ist es bei mir mittlerweile soweit, dass ich kaum mehr einen neuen Film auf Netflix anschaue, eben auf­grund der oberflächlichen Beschreibungen. Ich stecke in der Dauerschleife fest, in der ich mir die­selben Filme immer und immer wieder angucke. Da weiß ich wenigstens genau, worum es geht.

Das hier soll weniger eine Kritik an dem Streaming-Dienst sein. Im Endeffekt sind es nicht die Be­schreibungen der Filme, sondern die Filme und Serien an sich, was Netflix ausmacht. Wen die Filmbeschreibungen auf Netflix nicht stören, muss sich damit auch nicht befassen. Und wen sie stö­ren, der kann sich auch einfach den dazugehörigen Trailer angucken.

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