Die Google-Interessen der Deutschen
Besondere Google-Trends 2019
Auch im vergangenen Jahr war Google wieder Helfer in der Not für all jene, die sich schnell und unkompliziert über das Weltgeschehen informieren wollten. Die Trends des Jahres geben dabei immer ein Spiegelbild der Gesellschaft und ihrer Interessen ab. Ein paar der größten deutschen Google-Trends haben wir für euch gesammelt – einige von ihnen sind, zumindest auf dem ersten Blick, verwirrend.
Von Florian Fabozzi
Diese Frage wurde besonders häufig im Januar gestellt und hat es im Jahresranking auf einen achtbaren fünften Platz geschafft. Hierbei geht es nicht etwa um einen Tippfehler im Namen eines römischen Kaisers, sondern um einen Shootingstar in der deutschen Rapszene. Mero heißt mit bürgerlichen Namen Enes Meral und wurde Ende November 2018 mit seiner Single “Baller los” über Nacht bekannt. Schon einen Tag nach Veröffentlichung auf YouTube hatte sein Erstlingswerk über eine Million Aufrufe. Als erster deutscher Rapper schaffte er es mit seiner Debüthit schließlich an die Spitze der deutschen Single-Charts.
Zunächst einmal war jedoch wenig bis gar nichts über den Newcomer bekannt, weshalb sich viele fragten, welcher Mensch hinter dem Pseudonym Mero steckt, und vor allem, wie alt er ist. Eifrige Instagramnutzer*innen sind hierbei im Vorteil: Anhand der Danksagungen für seine Geburtstagsglückwünsche auf der Plattform lässt sich ermitteln, dass Mero am 28. Juli 2000 das Licht der Welt erblickt hat und somit 19 Jahre alt ist.
Auf Platz Vier in der Liste der häufigsten “Wie”-Fragen rangiert die Frage nach der Unterschrift der Queen. Hintergrund ist der erste Instagram-Post, den die rüstige Royal Queen im März des Jahres veröffentlichte. Schon seit 2013 besteht ein Account der Royal Family, der bislang allerdings nie von der Queen selber bedient wurde. Bis zum 7. März des letzten Jahres, als die 93-jährige anlässlich der Eröffnung eines neuen Wissenschaftsmuseums in London ihren ersten Gehversuch im sozialen Netzwerk unternahm. Der dabei entstandene Post zeigt ein Foto eines Briefes des Mathematikers und Computer-Pioniers Charles Babbage an ihren Ururgroßvater Prinz Albert aus dem Jahr 1843. Die Queen hat eine Beschreibung des Briefes beigefügt und den Namen “Elizabeth R.” runtergesetzt. Höchstwahrscheinlich war es das “R.”, das bei den Followern für Verwirrung sorgte und sie dazu veranlasste, nach der Unterschrift der Queen zu googlen. Schließlich beginnt keiner ihrer Namen (Elizabeth Alexandra Mary) mit einem R.
Die Lösung findet sich in ihrer königlichen Herkunft: So steht der Buchstabe “R” für “regina”, dem lateinischen Wort für “Königin”.
Der Spitzenreiter unter den “Wie”-Fragen. Der “Floss Dance” (auf deutsch: Zahnseide-Tanz) ist ein Internettrend aus den USA, der auf das Jahr 2016 zurückgeht, aber erst im vergangenen Jahr richtig viral ging. Erfinder ist der heute 18-jährige Russell Horning, der unter dem Pseudonym “Backpack Kid” auf YouTube für Furore sorgt. Nach Einladungen in diversen amerikanischen Talkshows, bei denen er den Tanz unter anderem an der Seite von Katy Perry performte, schwappte der Trend auch mehr und mehr nach Deutschland über. Auch so mancher Footballspieler hat den Tanz schon als Jubelgeste für sich entdeckt.
Beim Floss Dance werden die Hände zu Fäusten geballt, die Hüfte in die eine Richtung und die nach unten ausgestreckten Arme in die andere Richtung bewegt. Hüften und Arme bewegen sich anschließend in die jeweils andere Richtung, während ein Arm vor und einer hinter dem Körper lang führt.
Eine Frage mit tragischem Hintergrund. Seit Februar letzten Jahres ist die 15-jährige Rebecca Reusch aus Berlin spurlos verschwunden. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus. Da sie kurz vorm Verschwinden bei ihrer 27-jährigen Schwester verweilte, geriet deren Ehemann Florian R. in den Fokus der Ermittlungen. Er wurde bereits festgenommen, mangels Tatverdachts jedoch schnell wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Der 27-jährige Schwager der Vermissten ist jedoch weiterhin Hauptverdächtiger, da er kurz nach Verschwinden Rebeccas zwei Autofahrten unternahm. Die Polizei geht davon aus, dass Rebecca die Wohnung ihrer Schwester nicht lebend verlassen hat. Demnach könnte der Verdächtige die Fahrten dazu genutzt haben, das tote Opfer loszuwerden. Florian R. ist aber bislang nichts nachzuweisen und die Familie von Rebecca R. ist von seiner Unschuld überzeugt. Die Frage danach, wo Rebecca sich aufhält, scheint auch viele Außenstehende zu plagen. Eine Antwort darauf gibt es allerdings noch nicht.
Eine weitere Frage, die auf einem tragischen Ereignis basiert. Das kleine Sri Lanka schafft es nur selten in die Schlagzeilen, doch am Ostersonntag 2019 schaute die ganze Welt betroffen auf den kleinen Inselstaat südlich von Indien. Bei einer Serie von Bombenanschlägen in drei Kirchen und Hotels in der Hauptstadt Colombo kamen über 250 Menschen ums Leben. Knapp 500 weitere Menschen trugen Verletzungen davon. Hinter den Anschlägen steckte eine islamistische Gruppe mit Verbindungen zum islamischen Staat. Um möglichst viele Unschuldige in den Tod zu reißen, führten die Selbstmordattentäter die Anschläge unter anderem während der morgendlichen Gottesdienste durch. Nach den erschütternden Ereignissen wuchs hierzulande das Interesse an Sri Lanka derart, dass “Wo liegt Sri Lanka?” zur viertmeistgestellten des Jahres wurde.
Diese Frage belegte den dritten Platz der meist verbreiteten “Was”-Fragen. Gesucht wurde jedoch nicht der gleichnamige italienische Sportartikelhersteller und schon gar nicht der griechische Buchstabe, sondern ein Kommunikationssymbol, das durch die Live-Streaming-Plattform “Twitch” verbreitet wurde. Bei Kappa handelt es sich eigentlich um das Gesicht des Entwicklers Josh DeSeno im Emoticon-Format. De Santo ist Gründer von “Justin TV”, der Vorgängerplattform von Twitch und hatte eines Tages die Idee, sein sarkastisch lächelndes Gesicht für kommunikative Absichten zweckzuentfremden.
Nicht zuletzt wegen der Schwierigkeit, Sarkasmus in Textnachrichten anzuzeigen, erfreute sich DeSenos Emoticon schnell wachsender Beliebtheit. Ein großer Teil der Twitch-Community begann DeSenos Gesicht als Sarkasmus-Emoticon einzusetzen und machte DeSeno damit zum digital meist verbreiteten Gesicht des World Wide Web. Wie DeSeno verriet, ist Kappa aus der japanischen Mythologie entlehnt. Dort ist es der Name eines Wasserdämons, der wie ein Mischwesen aus Mensch und Schildkröte aussieht. Er zieht liebend gerne seine Opfer in die Tiefe des Meeres und ernährt sich von dessen Blut und Leber. Was das Ganze mit DeSeno zu tun hat, bleibt unklar.
Der Eintrag wirft die Frage auf, warum nun zahllose Deutsche offensichtlich für die Anschaffung eines eigenen Kampfflugzeugs sparen. Steht es wirklich schon so schlimm um unser Land? Soweit ist es zum Glück noch nicht gekommen – aber vor allem die Bewohner*innen in Mecklenburg-Vorpommern sind im vergangenen Juni mit einem blauen Auge davon gekommen, als zwei Eurofighter-Flugzeuge über der Mecklenburger Seenplatte abstürzten. Das Malheur passierte während einer riskanten Übung, bei der drei Eurofighter eine Verfolgungsjagd simulierten. Nach etwa 20 Minuten kollidierten die zwei Verfolgerflugzeuge infolge eines Missverständnisses. Während sich einer der Piloten mit einem Fallschirm retten konnte, stürzte der andere in den Tod.
Glücklicherweise gab es keine zivilen Opfer, da eines der Kampfflugzeuge in einen Wald und das andere in eine Freifläche knapp außerhalb einer Ortschaft stürzte. Um die Frage zu beantworten: Ein Eurofighter kostet grob 130 Millionen Euro.
Diese Frage geht zurück auf eine perfekte “Sommerloch”-Geschichte. Spaßeshalber rief der kalifornische Student Matty Roberts im Juni dazu auf, am 21. September die US-Militärbasis “Area 51” zu stürmen, weil es dort Aliens zu sehen gebe. Ein Aufruf, der auf Facebook hohe Wellen schlug: Zwei Millionen Nutzer*innen sagten zu, an der Invasion der Area teilzunehmen. Schon lange ranken sich um die Sperrzone in der Wüste Nevadas die wildesten Verschwörungstheorien. So soll hier 1947 mal ein Ufo hinuntergestürzt sein. Auch in Hollywood-Blockbustern wie Independence Day spielte die Area bereits eine prominente Rolle.
Gerade aufgrund der vielen Mythen wurden die Facebook-Zusagen sehr ernst genommen. Die US-Luftwaffe sprach eine öffentliche Warnung aus, der Eintritt in die Sperrzone sei aufgrund von Militärtests “sehr gefährlich”. Auch Matty Roberts selber sah sich genötigt, in einem Fernsehinterview zu verdeutlichen, dass sein Aufruf nur ein Witz gewesen sei.
Im Nachhinein war es viel Aufregung um nichts: An der Nacht vor der geplanten Invasion hatten sich nur 40 Menschen um das Gelände versammelt. Nach eindringlichen Warnungen der Polizei zogen sie am frühen Morgen wieder friedlich davon.
Wurde der Floss Dance nicht durch Fortnite so bekannt?