Huldigung einer Rocklegende

Martels Queen-Tribut bringt Halle 7 zum Beben

Der Kanadier Marc Martel gilt als der größte Freddie-Mercury-Imitator unserer Zeit. Nicht ohne Grund wurde ihm die Ehre zuteil, einige Queen-Hits für den Film Bohemian Rhapsody einzusingen. Am vergangenen Mittwoch startete er seine große “One Vision of Queen” Deutschland-Tour – und das ausgerechnet in Bremen.

Von Florian Fabozzi

Knapp 2.500 Queen-Fans strömten in die Halle 7, die ansonsten vor allem für ihre Freimarkt-Partys berühmt ist. Statt seichten Schlagersternchen und abgehalfterten Ex-Promis hatte die Location diesmal ein wahres Performance-Talent am Start: Marc Martel. Der 42-jährigen Kanadier ist das fleischgewordene Stimmen-Imitat von Freddie Mercury und wer während des zweistündigen Konzertes die Augen schloss, konnte das Gefühl haben, Mercury sei von den Toten auferstanden – wenngleich Martel nicht ganz den Stimmumfang seines Vorbilds erreichte.

Wer sich auch eine optische Illusion erhofft hatte, wie sie die italienische Tribut-Band QueenMania zu erzeugen versucht, mochte an dem Abend enttäuscht gewesen sein. Weder trug Martel ein Tanktop mit gelber Lederjacke, noch zierte ein Schnauzbart sein Gesicht. Gleich zu Beginn machte Martel in aller Bescheidenheit klar, dass es ihnen nicht darum geht, Queen nachzuahmen, sondern darum, “die selbe Energie auf die Bühne bringen und das selbe Gefühl transportieren.”

Diesen Worten ließen Martel und seine Band Taten folgen. Umso poppiger der Song, desto mehr nutzte Martel die Breite der Stage, tänzelte von links nach rechts und zurück, spielte gekonnt mit dem Mikrofonständer und reckte auch mal die Faust in die Höhe. Gekünstelt wirkte das selten, denn Martel hat den Bühnenhabitus seines Vorbilds längst verinnerlicht.

Ave Maria im Mercury-Style

Die Band bewies ein gutes Gespür dafür, wann es Zeit ist, einen Gang runterzuschalten. Auf Mitgrölsongs wie “Break Free” folgten ruhigere Songs wie etwa “Love of my Life”, in denen Martel seine Fingerfertigkeit am Klavier unter Beweis stellte. “Was hätte Freddie noch gespielt, wenn er länger gelebt hätte?”, fragte Martel das Publikum an einer Stelle und sorgt dann für die größte Überraschung des Abends, indem er plötzlich “Ave Maria” anspielte. Fast schon fließend ging er schließlich zum Meisterwerk “Bohemian Rhapsody” über, bei dem die ganze Halle fast durchgängig mitsang und für Stadionatmosphäre sorgte. Ein bisschen schade war es dennoch, den größten Queen-Hit bereits in der ersten Hälfte der Show zu hören.

Doch das Publikum freute sich über jede Performance und ging trotz nordischer Nüchternheit gut mit. Spätestens bei “Radio Gaga” stand die ganze Halle und bei “We are the Champions” hielten sich die Paare und Freunde schunkelnd in den Armen. In dieser Stimmung wäre “Friends will be Friends”, Queens Freundschaftshymne schlechthin, ein passender Song gewesen. Dieser fehlte leider im Programm von Marc Martel und seiner Band.

Oh, Hi Marc! Kein Zweiter kommt der Stimme Mercurys so nahe wie Marc Martel. Foto: Semmel Concerts

Fans “stampften” ihren Willen durch

Für einen großartigen Moment sorgte das Publikum dann vor dem Konzertfinale. Während die Band für eine Minute neben der Bühne verschwand, um die letzten Performances vorzubereiten, begannen die Zuschauenden fast wie abgesprochen die berühmte Hook von “We will Rock you” zu stampfklatschen. Vermutlich dürfte auch die Band davon überrascht worden sein, da sie anschließend noch eine Minute draußen blieb. Zurück auf der Bühne gaben sie dem frenetischen Publikum was sie wollten und performten die eingängige Rock-Hymne.

Bis zum Ende scheuten Martel und seine Band kein Risiko. Beenden die meisten Bands ihre Konzerte mit einem großen “Knall”, der sich in die Gehörgänge des Publikums brennt, schlugen sie dagegen melancholische Töne an und beschlossen den Abend mit dem wunderschönen und bittersüßen “Who wants to live forever?”.

Wechselnde Outfits

Dass sich Martel in erster Linie als Queen-Fan sieht und nicht als Reinkarnation Mercuries, zeigte sich in seiner Kostümwahl. So trug er zu Beginn ein Fan-Shirt, bedruckt mit dem Albumcover von “A Night in the Opera”. Später zog er sich ein Bowie-Shirt über in Andenken an die britische Sänger-Ikone, die einst mit Queen kollaborierte. Erst sein letztes Kostüm, eine Lederjacke über einem weißen Hemd, konnte als Stilreferenz an Mercury interpretiert werden.

Genau wie ein Fan, als den er sich selbst sieht, sprach Martel zu dem Publikum. Er animierte es immer wieder zum Mitsingen, machte es zu seinem persönlichen Chor, auch wenn es den Zuschauenden oftmals an Textsicherheit fehlte. Martel erzählte viele Anekdoten, zum Beispiel, dass viele seiner Konzertgäste “Little Crazy Things Called Love” für einen Elvis-Song halten, oder, dass es Queen-Gitarrist Brian May persönlich war, der Marc Martel einst um die Gründung der Tribut-Band bat.

Ein Sonderlob verdient Keyboarder Brandon Ethridge, der bei “Under Pressure” den Part David Bowies sang und diesen überraschend nahe kam. Auch Gitarrist Boris Pelekh, der beim Spielen stets eine nur scheinbar schmerzgeplagte Grimasse zog, bekam für seine Gitarrensoli großen Beifall. Es war das erste Mal, dass er mit der Band tourte.

Durchdachtes Lichtkonzept

Die Halle 7 bewies indes, dass sie auch Konzerten, die über Schlager hinausgehen, gewachsen ist. Die Akustik in der Halle ist nicht optimal, fiel aber an dem Abend nicht negativ auf. Die Lichteffekte unterstützen die Songs in angemessener Weise. Bei heiteren Liedern wie “Somebody to Love” erschien die Bühne in einem helleren, gelblichen Licht, während der Hintergrund beim schwermütigen “Love of my Life” in Dunkelblau getaucht war, das durch das Scheinwerferlicht violette Akzente erhielt. Bei “Under Pressure” flackerte das Licht im Takt zum eingängigen Beat.

Einen engen Takt hat der Tourplan Marc Martels, der schon am darauffolgenden Freitag im Tempodrom in Berlin und am Samstag in der Barclays Arena in Hamburg auftrat. Noch bis zum 16. Februar tourt er mit seiner Band durch unterschiedliche Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bis das größte Stimmen-Imitat Mercurys wieder die Heimreise antritt. Eine Tour für das Jahr 2021 ist bereits in Planung.

Wir bedanken uns bei Semmel Concerts herzlich für die Akkreditierung und der Bereitstellung von Verlosungstickets.

Titelbild: Dita Vollmond 

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