„Mozart Superstar“ oder doch eher „Mozart Schlagerstar“?

„Ich brauche keinen Arzt. Ich brauche einen Einfall“, sagte Hauptdarsteller Florian Hinxlage im Musical „Mozart Superstar“ vergangenen Sonntag im Musical Theater Bremen. Einen guten Einfall – den hätte diese Inszenierung sicherlich gut gebrauchen können.

Ein Verriss.

Von Alexandra Schilref

Besonders viele Menschen hat das Stück nicht ins Musical Theater gelockt; viele Plätze sind unbesetzt geblieben, einige Besucher haben den Saal bereits nach der ersten Viertelstunde des Musicals wieder verlassen. Dies mochte zum Teil daran gelegen haben, dass der Titel „Mozart Superstar“ Assoziationen und Erwartungen geweckt hat, die nicht erfüllt werden konnten. Während man Mozart mit klassischer Musik verbindet, ist das Anhängsel „Superstar“ ein moderner Begriff, der an „Deutschland sucht den Superstar“ erinnert. Alt und neu – das wollten die Macher des Musicals hier verbinden und Mozart in einen modernen Kontext setzen. Allerdings ist dabei einiges konzeptionell schiefgelaufen. Das hat auch das Publikum gemerkt. Wer nicht bereits nach den ersten Szenen gegangen ist, hat sich bis zum Schluss gequält. Wirklich glücklich sahen die Gesichter der Zuschauer nach dem Musical jedenfalls nicht aus. Es wurden Sätze fallen gelassen wie „Das war ‚interessant‘…“ oder „Fanden Sie das auch so furchtbar?“ Doch woran lag das?

Das Leben Mozarts

„Musik und Leben eines Genies“ – darum soll es in diesem Musical gehen. Schaut man sich diese Inszenierung an, entsteht der Eindruck, Mozart hätte ein fröhliches Leben gehabt: Alles wirkt bunt und lustig, hier wird gesoffen und gevögelt – in collagenhaften Szenen, die keinen roten Faden aufweisen. Was sollen uns diese Szenen zeigen? Worauf will das Stück hinaus? Es werden Fragen aufgeworfen und keine Antworten geliefert. Das abrupte Ende des Musicals ist hierbei nicht sonderlich förderlich. Viele biografische Angaben finden keine Erwähnung, sodass das Leben Mozarts sehr oberflächlich, silhouettenhaft bleibt.

Alt trifft neu

Dass man Altes und Neues verbinden kann, haben bereits Inszenierungen wie „Anna Karenina“ (Theater Bremen) bewiesen. Doch im Gegensatz hierzu, legt sich „Mozart Superstar“ nicht auf eine bestimmte Zeit fest. Einerseits soll die Handlung zu Mozarts Zeiten spielen, andererseits wird mit Elementen gespielt, die nicht in diese Zeit passen: Kleidung, Musik, Technik, Dialoge. Hierbei entsteht ein Mischmasch, der an der Authentizität zweifeln lässt. Unter diesen Aspekten stellt sich einem die Frage, ob man für die Darstellung eines Musiker-Genies tatsächlich Mozart als Figur braucht. Und ob nicht auch eine andere, fiktive Figur die Rolle des Genies hätte übernehmen können. Letzteres wäre im Hinblick auf diese Inszenierung möglicherweise sinnvoller gewesen. Denn so wäre der spärliche Einsatz von Klaviermusik – welche doch ausschlaggebend für Mozarts Erfolg gewesen ist – zu erklären gewesen.

Klassik vs. Schlagermusik

„Mozart“ – der Name spricht eigentlich für sich: Wolfgang Amadeus Mozart war Komponist und hat unter anderem Stücke für Orchester und Klavier geschrieben. Dass diese so wichtigen Elemente kaum Bedeutung in diesem Musical finden, ist verwunderlich. Zwar steht ein Flügel auf der Bühne, an den sich der Mozart-Darsteller immer wieder setzt, doch sobald er zu spielen beginnt, ertönt Playback-Musik. Die Musik, die an eine Mischung aus Technobeats und Schlager erinnert, ist dabei so laut, dass der Gesang in den Hintergrund gerät. Oft kann man das, was gesungen wird, nicht verstehen. Gerade bei einem Mozart-Musical wäre jedoch zu erwarten gewesen, dass die Klassik und Gesangskunst mehr im Vordergrund stehen. So schien auch das Publikum zu denken. Denn besonderen Applaus erhielt die Solo-Sängerin, die mit ihrer Stimme den gesamten Saal einnahm. Am Ende bekam sie – obwohl seltener aufgetreten – den meisten Applaus und Jubelrufe, noch mehr als die Hauptrollen.

Keine große Kunst

Was einem auf der Bühne dargeboten wird, ist alles andere als große Kunst. Zwischen platten Dialogen, Playback-Musik und einfallsloser Tanzchoreografie, geht die schauspielerische Leistung verloren. Der Ansatz der Intermedialität mit Hilfe der an die Leinwand projizierten Bilder, ist erwähnenswert, jedoch nichts, was zur Qualität des Musicals beiträgt. Zwischendurch kam der Gedanke in den Sinn, ob diese Inszenierung wirklich ernst und nicht etwa als Parodie gemeint ist. Die offizielle Beschreibung des Musicals spricht jedoch dagegen: „Für die aufwändige und mitreißende musikalischen Arrangements konnten der renommierte Hollywood-Filmkomponist Pieter Schlosser vom Hans Zimmer Team sowie der Hamburger Film-und TV Komponist Stefan Ziethen gewonnen werden.“ Von dem Qualitätscharakter, der in dieser herauszulesen ist, ist jedenfalls nichts vor Ort zu spüren.

Viele der hier geschilderten Eindrücke teilen auch unsere Gewinner der Verlosung. Wir danken an dieser Stelle Roswitha B. und Burga L. für ihre Rückmeldung. Weitere Informationen zum Musical: http://www.highlight-concerts.com/index.php/de/produktionen-2015-2016-de/mozart-superstar
Buch/neue Liedtexte: Ulrich Gerhartz
Regie: Patrick Stanke
Musikalische Leitung: Inga Hilsberg

Titelbild: Highlight Concerts

 

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