YouTuber – Der Traumberuf für Studierende?
Frühestens um 10 Uhr aufstehen, den gesamten Tag frei einteilen können und am Ende des Monats hoffentlich irgendwie über die Runden kommen – Die Gemeinsamkeiten zwischen Youtubern und Studierenden sind auf den ersten Blick nicht von der Hand zu weisen. Doch lohnt es sich wirklich, den Beruf als Youtuber anzustreben, um das studentische Leben weiterführen zu können? Oder sind die Gefahren und Risiken als Youtuber doch größer als man denkt?
Von Bastian Bönisch
Insbesondere in den letzten Jahren hat sich bei vielen Kindern und Jugendlichen der Wunsch entwickelt, eine Karriere als Youtuber zu beginnen und dadurch den eigenen Idolen in der Berufswahl nachzueifern. Die Medialisierung und das dadurch bedingte Entstehen der Youtuber und Influencer hat mittlerweile sogar dazu geführt, dass selbst etablierte Berufswahlseiten wie Studycheck den Beruf ‚Youtuber‘ in ihre Auswahl aufgenommen haben. Natürlich gibt es (noch) keinen Studiengang, mit welchem man explizit Youtuber werden kann, Studycheck selbst verweist jedoch darauf, dass sich ein Studiengang am meisten empfiehlt, welcher sich entweder mit Medien und Kommunikation oder aber mit Film und Fernsehen beschäftigt. Zwar lernt man dadurch technische Aspekte kennen, aber benötigt es wirklich ein Studium, um Youtuber zu werden? In erster Linie sollte gesagt sein, dass jeder die Möglichkeit hat, Youtuber zu werden. Wichtige Voraussetzungen für den Berufseinstieg als Youtuber sind dabei seltener das technische Verständnis im Bereich der Videoproduktion oder ein Studium der Medienwissenschaft, viel mehr sollte sich darauf konzentriert werden, was Youtube ursprünglich einmal ausmachte: Broadcast Yourself! Um als Youtuber zu starten, sollte man auf seine eigenen Qualitäten vertrauen und diese auch in die Videos einbringen. Ein wahres Erfolgsrezept für Youtuber gibt es nicht, jedoch sollte man sich vor dem Start seiner YouTube-Karriere einige Gedanken über sein Kanalkonzept und über seine persönliche Darstellung in den Videos gemacht haben.
Welcher Kategorie will man angehören?
Hat man sich einmal dafür entschieden, Youtuber zu werden, so stellt sich auch direkt die nächste Frage: „Was will ich hier überhaupt genau machen?“ Eine genaue Kategorisierung ist bei der schier unendlichen Anzahl an Videos auf YouTube nicht möglich, übergeordnet sollte man aber zwei wichtige Entscheidungen treffen: Zunächst sollte dabei entschieden werden, welcher Sparte an Youtubern man angehören möchte. Viele Beobachter der Szene unterteilen die Youtuber in zwei Überkategorien, nämlich einerseits die Youtuber, die viel Mühe in ihre Videos stecken und die Youtuber, die möglichst viele Klicks haben möchten, ohne auf die Qualität ihrer Videos zu achten. Nachdem die erste Entscheidung getroffen wurde, welcher Kategorie man angehören möchte, sollte sich die zweite wichtige Frage gestellt werden: „In welchen Bereich soll ich mich einordnen?“ Unterteilt man die verschiedenen Youtuber in Kategorien, so kann man sich grob zwischen den Folgenden entscheiden: Vlogger und Lifestyle-Youtuber, Let’s Player, Beauty-Youtuber, Musiker oder auch Technik-Youtuber. Eine Entscheidung ist in diesem Bereich besonders deswegen bedeutend, da sich durch die Kategoriezugehörigkeit die eigene Fanbase entwickelt.
YouTube als Risikofaktor
YouTube eignet sich also für jeden, der sich selbst gerne im Internet präsentiert und damit umgehen kann, viele Fans und Zuschauer zu haben. Was bis zu diesem Moment als Traumberuf klingt, muss jedoch auf den zweiten Blick deutlich kritischer begutachtet werden. Insbesondere fallen bei der Betrachtung von YouTube als ‚Arbeitgeber‘ zwei besondere Probleme auf: Das erste Problem ist dabei die eben schon angesprochene Fanbase. So wie Sympathiewerte im Privatleben steigen und fallen können, kann dies auch auf öffentlicher Ebene geschehen: Wenn man als Youtuber eine unüberlegte Aktion macht, ein schlechtes oder beleidigendes Video oder Vorwürfe gegen einen auftauchen, kann sich die Fanbase sehr schnell von einem abwenden. Verliert ein Youtuber einen Großteil seiner Fanbase, so ist dies auch oft mit dem Scheitern seiner Karriere verbunden, da ohne Zuschauer auch keine Klickzahlen erreicht werden können, was im Umkehrschluss zu deutlichen finanziellen Einbußen führt. Auch kann die Fanbase eine Gefahr darstellen, wenn Privatinformationen aus dem Leben des Youtubers an die Öffentlichkeit geraten. Durch tägliche Fanbesuche wird das Privatleben eines Youtubers gestört, und sollten private Informationen wie die Adresse, die eigene Handynummer oder das Lieblingsrestaurant ins Internet gelangen, sind sie nur sehr schwer wieder hinauszubekommen.
Als zweites Risiko sollte man sich schon vor dem Beginn seiner Karriere als Youtuber darüber bewusst sein, dass es im Gegensatz zu ‚normalen‘ Berufen keine Garantie gibt, erfolgreich zu sein und Geld zu verdienen. Während man in normalen Berufen einen Arbeitsvertrag besitzt und ein gesichertes Einkommen hat, ist man als Youtuber von Werbeeinahmen und Partnerschaften mit Unternehmen abhängig, ohne ein festes Einkommen zu haben.
Youtuber: Lohnt sich das?
Sollte man tatsächlich das Ziel haben, als Youtuber durchzustarten und seine Karriere zu beginnen, so sollte man in jedem Fall einen Plan darüber haben, welche Form von Content man veröffentlichen möchte. Im Optimalfall hat man auch schon ein Gesamtkonzept ausgearbeitet, welches auch schwierige Phasen einplant und sich damit beschäftigt, wie man beispielsweise durch Merchandise-Verkäufe ein zweites finanzielles Standbein aufbauen könnte.
Insbesondere wenn man einen Job hat oder noch Schüler/Auszubildender/Student ist, sollte man YouTube nicht als einziges Karriereziel ansehen, ohne sich über andere berufliche Möglichkeiten Gedanken zu machen. Oft gibt es Berufe, in denen man die Themenbereiche, über die man auf YouTube Videos veröffentlichen möchte, genauer kennenlernen kann.
Ebenfalls empfehlenswert ist es, YouTube zunächst als einen ‚Nebenjob‘ anzusehen, um den man sich in seiner Freizeit kümmert. Dadurch braucht man kein komplett ausgereiftes Konzept, sondern kann sich auf dem Videoportal ausprobieren, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen. Im Optimalfall läuft dieser Nebenjob als Youtuber so gut, dass man sich ein kleines Taschengeld dazuverdienen kann und sich nach einiger Zeit und vielen gesammelten Erfahrungen entscheiden kann, ob man YouTube als Hauptberuf machen möchte und für den Ernstfall trotzdem eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium in der Tasche hat.