Casting: Eine Geschichte über eine Welt, bei der Show und Spiel das Leben bestimmen
Eine Rezension
Von Axel Otersen
Schon ab der ersten Seite taucht der Leser in eine fremdartige Welt ein, die aber dennoch viele Elemente aus der Realität enthält. Der Titel des Buches ist dabei Gesetz und bestimmt das Leben der Protagonisten. Für eine Wohnung, Lebensmittel oder andere Annehmlichkeiten des Lebens muss man sich casten lassen für eine Show und kann dann die entsprechenden Preise gewinnen. Das gesamte Leben ist ein Wettbewerb um das Gewinnen und Verlieren.
Wer nicht in der Lage ist, ständig zu gewinnen, verliert seine Wohnung und weitere Annehmlichkeiten und geht ans untere Ende der Gesellschaft. Die Gewinner wohnen in festen Unterkünften, die Verlierer hausen in Zelten. Ist man gar „castingunfähig“, wird man komplett ausgeschlossen und endet in einem Arbeitslager. So kann man ungefähr die surreale Welt des Protagonisten Lovis beschreiben, der sich am System zwar auch bedient, aber keinesfalls dahintersteht. Ihm kommen immer mehr Zweifel und Fragen und er findet dabei Gleichgesinnte, die wissen wollen, was hinter dem ganzen System steckt. Dabei führt sie ihr Weg über diverse Stationen, sie schaffen sich einen eigenen Rückzugsort und am schließlich gibt es ein harmonisches Ende.
Eine verquere Lebenswelt
Der schnelle Einstieg in die Geschichte fällt leicht, denn man ist schnell mitten drin im Geschehen. Doch was befremdlich wirkt sind neben der seltsamen Namen der Casting-Show-Juroren, so zum Beispiel Ra Putzel oder Quassel Strippe, die gesamte Lebenswelt, die Fragen offen lässt. Denn in der beschriebenen Welt der Castingshows herrschen Regeln und Vorgaben, alles wird überwacht von den Controlleuren. Es gibt auch Strafen, doch Gewaltanwendung exisitiert nicht im Buch. Auch in den Arbeitslagern verrichten die Menschen lethargisch ihre alltägliche Arbeit, aber auch hier wird nicht beschrieben, dass man sich gewaltsam in dieser Position befindet. Ein weiteres seltsames Element ist der Juror Kaspar Scherzinger, der im bayerischen Dialekt redet und Leser für jeden Kommentar von ihm eine Übersetzung ins Hochdeutsche finden. Finanziert wird diese ganze Castingwelt von einem reichen chinesischen Geschäftsmann für eine „Welt da draußen“. Das erinnert ein wenig an die Truman Show, nur dass in dieser Geschichte die Castingwelt deutlich grausamer ist und der voyeuristische Aspekt eher dem Wettkampf gewidmet ist. Außerdem werden mit den reichen Chinesen Klischees bedient, die die Story an sich gar nicht nötig hätte.
Gute Idee, dürftige Umsetzung
Wie die äußere Welt aussieht, erfahren die Leser nicht. Dass dann alles am Ende harmonisch endet und die Castingmenschen wieder befreit sind von ihrem künstlichen Leben voller Wettbewerbe und Zwänge, wirkt zu einfach und frustriert den Leser mehr als dass es ihn befriedigt. Die Idee für das Buch ist gut, die Geschichte auch, die Umsetzung eher dürftig, da der Leser mit Fragen zurückbleibt und die beschriebene Welt viele Lücken aufweist. Für einen (Lese-) Nachmittag ist das Buch aber auf jeden Fall ein netter Zeitvertreib.
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