Spot on World Cup – Die WM-Prognose

Teil VIII - Gruppe H

Nur noch eine Woche bis die FIFA Fußball -Weltmeisterschaft 2018 am 14.06.2018 im Moskauer Luschniki Stadion eröffnet wird. 32 Teams kämpfen in acht Gruppen um den goldenen Weltpokal. Allen voran hat sich der Titelverteidiger, die deutsche Nationalmannschaft, gemäß ihres Mottos „Best never rest“ einiges vorgenommen. Alle sechs Tage werfen wir den Spot auf eine der Gruppen und schauen, welche Mannschaften die besten Chancen haben, wo es zu Überraschungen, aber auch zu Enttäuschungen kommen kann.

Heute kommen wir zur letzten Gruppe, der bunten und ausgeglichenen Gruppe H.

von Florian Fabozzi

Japan

Image 4 of 5

WM Teilnahmen: 6

Größte Erfolge: WM-Achtelfinale 2002 & 2010, 4x Asienmeister (zuletzt 2011)

WM 2014: Vorrunde

Spitzname: Samurai Blue (die blauen Samurai)

Die Qualifikation:

Japan meisterte die Qualifikation souverän, aber glanzlos.   In der ersten Gruppenrunde trafen die Japaner auf Syrien und den dritt- bis viertklassigen Teams Singapur, Afghanistan und Kambodscha. Gegen Singapur blamierte sich Japan mit einem 0:0 im eigenen Stadion bis auf die Knochen, gewann aber ansonsten alle Spiele und qualifizierte sich somit souverän für die zweite Gruppenphase. Dort warteten mit Australien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Irak ernster zu nehmende Gegner. Nachdem sie das Auftaktspiel gegen den Angstgegner aus den Emiraten verloren, ging im Land der aufgehenden Sonne schon die Angst rum. In der Folge riss sich das Team jedoch am Riemen und blieb acht Spiele unbesiegt. Schlüsselsiege waren dabei das 2:1 gegen Saudi-Arabien und das 2:0 gegen Australien – die beiden ärgsten Konkurrenten. Die Pleite gegen die Saudis am letzten Spieltag hatte nur noch statistischen Wert.  

Die Mannschaft:

Abgesehen von der Schweiz reist kein anderes Team mit mehr Deutschland-Legionären nach Russland als Japan. Gleich sieben japanische Spieler stehen in der ersten oder zweiten Bundesliga unter Vertrag – dazu kommen mit Okazaki, Iniu und Hiroki Sakai drei Spieler dazu, die früher Mal erfolgreich in der höchsten Spielklasse Deutschlands gekickt haben.  Das kann nicht über die zahlreichen Probleme hinwegtäuschen, die Japan aktuell mit sich trägt. Neben den traditionellen Mängeln im physischen Bereich fehlt den Japanern Torgefahr und ein Superstar, zu dem junge Spieler aufschauen können. Das Prunkstück der Mannschaft ist das offensive Mittelfeld. In seiner Zeit beim ZSKA Moskau galt Standard-Spezialist Keisuke Honda als Star der Mannschaft. Seit seinem Wechsel in die mexikanische Liga ist Honda allerdings ein wenig aus dem Blickfeld geraten. An seiner Seite soll der wuselige Dortmunder Shinji Kagawa spielen, der seiner Topform aber auch schon länger hinterherläuft. Usami, der beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf eine gute Saison spielte, ist eine Option für die Außenposition, genau wie der Ex-Frankfurter Inui, der aktuell beim spanischen Erstligisten Eibar unter Vertrag steht.  Um den Platz in der Sturmspitze gibt es ein offenes Rennen zwischen dem erfahrenen Shinji Okazaki von Leicester, dem Mainzer Yoshinori Muto und dem Neu-Bremer Yuya Osako. Zuletzt erhielt meistens Osako den Vorzug. Keiner der drei ist ein Vollblutstürmer, sondern agieren bevorzugt als hängende Spitze, als Zuarbeiter für einen Sturmpartner.  Einen echten Strafraumstürmer besitzen die Japaner nicht.  Führungsspieler mit großer Erfahrung sind der 34-jährige Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt und der laufstarke Yuto Nagatomo von Galatasaray Istanbul. Mit viel Selbstvertrauen dürfte Hiroki Sakai zur WM fahren. Als Stammspieler von Olympique Marseille erreichte er überraschenderweise das Finale der Europa League.  Ein Schwachpunkt ist die Innenverteidigerposition neben Premier-League-Profi Yoshida. Gen Shoji hat keine internationale Erfahrung, Tomoaki Makino probierte sein Glück einst in Köln, ging aber nach nur acht Bundesligaspielen in zwei Jahren zurück in die Heimat. Die Not in der Verteidigung ist so groß, dass zuletzt Hasebe hinten aushalf.  Torhüter Kawashima hat zwar viel Erfahrung, gilt aber bis heute nicht als sicherer Rückhalt. 

Der Trainer:

Ein großes Fragezeichen steht hinter dem Trainer der Japaner. Bis zum 7. April war der Bosnier Vahid Halilhodzic Cheftrainer der Samurai Blue, bis er urplötzlich entlassen wurde. Als Grund dafür gab der Verband mangelnde Kommunikation mit den Spielern und die häufige Ausbootung von wichtigen Spielern wie etwa Kagawa, an. Kurzerhand zum Trainer ernannt wurde Akira Nishino, ein sehr bekannter Name in Japan. Neben japanischen Junioren-Nationalmannschaften trainierte er verschiedene Vereine der J.League. Besonders prägend war seine Amtszeit beim Topclub Gamba Osaka, wo er ganze neun Jahre verbrachte. Mit Gamba wurde er 2005 japanischer Meister und 2008 Gewinner der asiatischen Champions League. Zwischen 2015 und 2018 war Nishino jedoch raus aus dem Trainergeschäft und ohnehin stellt sich die Frage, was er in nur zwei Monaten als Trainer bewirken kann - außer vielleicht die Kommunikation zu stärken. 

Die Stimmung:

Bei einer Gruppe ohne ein echtes Überteam erhofft sich Japan natürlich das Erreichen des Achtelfinals. Doch der kurzfristige Trainerwechsel und die damit entstandenen Unruhe haben die Stimmung im Land sichtlich getrübt. Zudem sind viele Japaner mit der Kader-Nominierung unzufrieden. Einige formstarke Spieler wurden gar nicht erst berücksichtigt. Eine klare Linie ist beim Trainer noch nicht zu erkennen, die Aufstellungen lesen sich wie ein großes Spieler-Casting, bei dem jeder mal eine Chance bekommt. So ist es kein Wunder, dass den Fans aktuell jegliche Identifikation mit ihrer Nationalmannschaft fehlt. 

Das könnte dich auch interessieren

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *