Spot on World Cup – Die WM-Prognose
Teil VIII - Gruppe H
Nur noch eine Woche bis die FIFA Fußball -Weltmeisterschaft 2018 am 14.06.2018 im Moskauer Luschniki Stadion eröffnet wird. 32 Teams kämpfen in acht Gruppen um den goldenen Weltpokal. Allen voran hat sich der Titelverteidiger, die deutsche Nationalmannschaft, gemäß ihres Mottos „Best never rest“ einiges vorgenommen. Alle sechs Tage werfen wir den Spot auf eine der Gruppen und schauen, welche Mannschaften die besten Chancen haben, wo es zu Überraschungen, aber auch zu Enttäuschungen kommen kann.
Heute kommen wir zur letzten Gruppe, der bunten und ausgeglichenen Gruppe H.
von Florian Fabozzi
Senegal
WM Teilnahmen: 2
Größte Erfolge: WM-Viertelfinale 2002, Vize-Afrikameister 2002
WM 2014: nicht qualifiziert
Spitzname: Les Lions de la Teranga (Die Löwen von Teranga)
Die Qualifikation:
In einer ausgeglichen besetzten Gruppe setzte sich der Senegal gegen Burkina Faso, Kap Verde und Südafrika durch. Auch wenn es letztlich eine klare Angelegenheit wurde, musste sich der Favorit mächtig strecken um Platz 1 zu ergattern. So gab es gegen die Mannschaft aus Burkina Faso lediglich zwei Remis. Das Auswärtsspiel in Südafrika wurde zunächst verloren, doch nachdem dem Schiedsrichter Joseph Lamptey Spiel-Manipulation nachgewiesen wurde, ließ die FIFA das Spiel zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Die Zweitauflage gestaltete Senegal siegreich und löste damit das Ticket für die zweite WM-Teilnahme nach 2002. Die letzten Testspiele verliefen sehr mittelprächtig. Im März gab es Unentschieden gegen die nicht qualifizierten Usbeken und Bosnier. Vor einer Woche folgte ein weiteres Unentschieden, ein peinliches 0:0 gegen Luxemburg. Vielleicht tröstet man sich mit der Tatsache, dass die früheren Kolonialherren Frankreich in der Qualifikation auch nur zu einem 0:0 gegen Luxemburg kamen.
Die Mannschaft:
Genauso wie die Polen verfügen auch die Senegalesen über einen absoluten Superstar. Sadio Mané bildet gemeinsam mit Salah und Firmino das magische Offensiv-Trio, das den FC Liverpool in das Champions-League-Finale katapultierte. Der schnelle Tempodribbler kann seine PS in der Nationalmannschaft aber nicht immer auf den Platz bringen. Ein flinker Flügelflitzer ist auch der 23-jährige Keita Baldé vom AS Monaco. Im Sturmzentrum hat der Trainer Aliou Cissé die Wahl zwischen dem talentierten M'Baye Niang vom FC Turin und den Frankreich-Legionären Sakho und Konaté. Während Cissé und Konaté vor allem über ihr hohes Tempo kommen, ist Sakho eher ein Strafraumstürmer. Zum Zunge schnalzen ist auch das zentrale Mittelfeld mit dem Premier-League-Trio Gueye (Everton), Kouyaté (West Ham), Ndiaye (Stoke), die sich hervorragend ergänzen. Auch dort, wo es bei vielen afrikanischen Nationalmannschaft hapert, nämlich in der Defensive, verfügt Senegal über eine außergewöhnliche Qualität. Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel ist ein kompletter Innenverteidiger, gilt als einer der besten der italienischen Liga und hat einen geschätzten Marktwert von 50 Millionen Euro. An seiner Seite spielt der physisch starke Salif Sané, der maßgeblich daran beteiligt war, dass Hannover 96 ohne zu zittern den Klassenerhalt schaffte. Ein wunder Punkt ist die Torwartposition. Stammkeeper Khadim Ndiaye spielt in der kaum professionellen guinesischen Liga. Die Alternativen Diallo und Gomis sind in europäischen Vereinen aktiv, haben dort aber keinerlei Spielpraxis.
Der Trainer:
Bei der Wahl des Trainers beschreitet der Senegal untypische Wege. Während sich viele afrikanische Teams im Vorfeld der WM erfahrene europäische Trainer angeln, setzen die Löwen von Teranga auf heimische Expertise. Aliou Cissé heißt der Coach, der mit 42 Jahren zu den jüngsten Coaches der WM gehört. Cissé genießt im Senegal Heldenstatus, schließlich war er der Kapitän der großen Mannschaft, die 2002 sensationell ins WM-Viertelfinale einzog und bis heute einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der Senegalesen hat. Als Trainer hat Cissé noch nicht viel Erfahrung gesammelt. Von 2013 bis 2015 trainierte er bereits die U23 Senegals und wurde anschließend zum Trainer der ersten Mannschaft befördert.
Die Stimmung:
Nach der geglückten Qualifikation sind die Vergleiche mit der Mannschaft von 2002 unvermeidlich. Schließlich ist Senegal abgesehen von dem wundersamen Erfolg von vor 16 Jahren ein nahezu unbeschriebenes Blatt im Weltfußball. Die Senegalesen sind euphorisiert – viele halten das jetzige Team für noch stärker als die Generation von 2002. Doch nun muss die Mannschaft Taten folgen lassen. Zu selten traf das Team zuletzt auf Gegner von hohem internationalen Format, als dass man einschätzen könnte, wozu es tatsächlich im Stande ist.